Symbiose des Südens

Ein bisschen Chaos, viel Leidenschaft und überschwängliche Gastfreundschaft: Kaum anderswo ist diese Symbiose faszinierender als in Süditalien. Claudio Del Principe, Autor sinnlich-italienischer Kochbücher und freischaffender Texter, liess sich in Kampanien und Apulien auf eine kulinarische und kulturelle Entdeckungsreise mit Delinat-Winzern ein.

Kampanien – Pizza Napoletana, Piennolo und Dottor Paolos Aglianic

Oh, Madonna! Unsere Ankunft erfüllt bereits jedes Klischee Neapels. Schon die Autofahrt vom Flughafen in das wuselige Zentrum erfordert Nerven aus Stahl. Zur Begrüssung empfängt uns das Hotel mit einem Wasserfall auf der Eingangstreppe: Wasserrohrbruch. Es ist Sonntag. Handwerker unerreichbar. Aber ein Anruf bei Dottore Paolo, Eigentümer der «Fattoria La Rivolta», genügt, und schon werden wir umquartiert. Sinnigerweise ins Hotel «Paradiso». Die Aussicht über den Golf von Neapel und der Blick zur blauen Stunde auf den Vesuv entschädigt für jede Aufregung. Ein paar schlichte Gerichte wie Polposalat, Auberginen-Parmigiana, Spaghetti mit Sardellen und Pistazien und eine Flasche gekühlter Falanghina tun das Übrige für die tröstende Widergutmachung. Genau das macht den Charme dieser Stadt aus. Das Schöne und das Hässliche. Die Ordnung und das Chaos. Sie gehen hier Hand in Hand.

Der Zweck unserer Reise in die beiden Weinregionen Kampanien und Apulien dient nicht nur dem Besuch ausgewählter Delinat-Winzer, sondern auch der Erkundung kulinarischer Exzellenzen und kultureller Schätze im jeweiligen Weingebiet. Wir verabreden uns am nächsten Morgen um acht Uhr mit Dottore Paolo Cotroneo. Acht Uhr? Wir sind gespannt. Oh, doch. Überpünktlich begrüsst er uns mit einnehmender Freundlichkeit. So auf den ersten Blick nimmt man ihm den Italiener gar nicht ab. Mit seinem hellen Teint, den rotblonden Haaren und seinem Volvo könnte er genauso gut Skandinavier sein. Der hauptberufliche Apotheker betreibt 80 Kilometer nordöstlich von Neapel im Städtchen Torrecuso seit über 20 Jahren das aufstrebende Bio-Weingut Fattoria La Rivolta. Mit viel Liebe und noch mehr Passion. Das massive Steinhaus aus dem 18. Jahrhundert liess er prachtvoll renovieren, den Keller ebenso. Ausgestattet mit moderner Technik, keltert er hier seit dem Jahr 2000 mit Erfolg seine Weine.

Dottor Paolo Cotroneo von der Fattoria La Rivolta ist stolz auf seine vollreifen, gesunden Aglianico-Trauben aus ökologisch mustergültigen Weinbergen.

Die Fattoria La Rivolta umfasst knapp 30 Hektar Reben, die auf kalk- und lehmhaltigen Böden wachsen. Es sind vor allem autochthone Sorten wie Bacca Bianca, Falanghina, Coda di Volpe (die er als reinsortigen Wein zu neuem Ruhm geführt hat) und Fiano sowie die roten Sorten Aglianico und Piedirosso, die Paolo zu typischen süditalienischen Weinen verarbeitet. Der 360-Grad-Blick auf sanfte, sattgrüne Hügel und die grosse Pflanzenvielfalt sind bemerkenswert. Sein aus Kalabrien eingewanderter Grossvater betrieb schon Weinbau. Die Trauben wurden früher mehrheitlich an Kellereien verkauft. Erst Paolo begann, eigene Weine zu keltern. Er ist getrieben von seiner Passion, eigenständige Weine zu machen, die das Terroir spiegeln.

Das Geheimnis der Pizza Napoletana

Bevor wir jedoch das Weingut besuchen, verrät er uns seine Idee: Er möchte uns zu lokalen Erzeugern führen und uns zeigen, welche schlichten, aber erstklassigen Zutaten es für das Paradegericht Pizza Napoletana braucht. Nämlich beste Mozzarella di Bufala, Piennolo-Tomaten und die Kunst der handwerklichen Teigführung. Wir fahren nach Aversa in der Provinz Caserta (neben Battipaglia in der Provinz Salerno die Hochburg der Mozzarella-Herstellung) zu einem handwerklichen Käsereibetrieb. Entlang der Autobahnausfahrt bietet sich ein groteskes Bild: Abfallberge türmen sich links und rechts der Leitplanken. Aversa, erklärt uns Paolo, ist eine für Kriminalität berüchtigte Gegend. Um den Fängen der Mafia zu entkommen, ziehen viele Junge ohne Aussicht auf Arbeit weg. Eine beklemmende Realität, der sich Käser Luigi Costanzo und seine Geschwister mit ihrem Vorzeigebetrieb entgegenstemmen. Da ist er wieder, dieser unglaubliche Kontrast. Dieser Schatten von Hoffnung versus Hoffnungslosigkeit. Dieser Mut zur bedingungslosen Qualität und die Verpflichtung der kulinarischen Tradition und des hochwertigen Handwerks. Eines gleich vorweg: Wenn man einmal ihren frischen, noch lauwarmen Mozzarella di Bufala gekostet hat, diese Mischung aus süsser Milch und Salzlake mit einer einzigartigen, saftigen Textur, macht sich Verzweiflung breit. Wozu soll man bitte je wieder Mozzarella bei uns im Supermarkt kaufen? Ganz zu schweigen vom extrem feincremigen Ricotta und anderen Produkten wie dem würzigen Provolone oder der geräucherten Scamorza. Die Milch, die sie verarbeiten, stammt von den eigenen Büffeln, die ausschliesslich mit Gras und Heu von den eigenen Weiden gefüttert werden. Ähnlich wie ein Bäcker, der einen eigenen Sauerteig verwendet, verwenden sie ihren eigenen siero innesto, also natürliche Molkefermente, die jeweils mittels Milchverarbeitung vom Vortag aufgefrischt werden. Das ergibt ein unverwechselbares Aroma, das nicht zu vergleichen ist mit dem uniformen Geschmack eines industriell gefertigten Mozzarellas.

Wer einmal frischen, noch lauwarmen Mozzarella di Bufala von Käser Luigi Costanzo gekostet hat, hat kaum mehr Lust auf Mozzarella aus dem Supermarkt.

Weiter geht es zu Angelo «Giolí» di Giacomo, einem Erzeuger im Parco Nazionale del Vesuvio, unweit des Stadtkerns von Neapel. Hier, am Fusse des Vesuvs, gedeiht eine einzigartige Tomate auf vulkanischer Erde. Die seltene, geschützte und geschmacksintensive Sorte Pomodorino del Piennolo del Vesuvio DOP. Das typische Merkmal ist die Art der Konservierung. Die Tomaten werden zu grossen Trauben aufgeknüpft und luftgetrocknet. Dadurch konzentriert sich der Geschmack. Es ist Liebe auf den ersten Blick, wenn man die leuchtend roten und gelben Gebinde mit Piennolo-Tomaten an den Strassenständen oder auf den Balkonen Neapels hängen sieht. Ich bin schon lange ein glühender Anhänger der kleinen, raren Tomate in Kirschform mit dem typischen spitzen unteren Ende. Endlich sehe ich sie zum ersten Mal vor Ort. Eindrücklich ist nicht nur die Lage am Fusse des schlummernden Vesuvs, wo sie angebaut wird, sondern auch, den Frauen zuzuschauen, die geschickt den Piennolo formen. So heisst die aufgeknüpfte, typische Traubenform. Durch die dicke Schale ist das fruchtige Fleisch gut geschützt. Die Piennolo-Tomaten können in dieser Form lange über den Winter aufbewahrt werden. Mit der Zeit wird das Aroma immer intensiver. Was mir neu war, ist, dass die Neapolitaner (die ja nicht gerade für ihr gemässigtes Temperament bekannt sind) so viel Geduld aufbringen und die ersten Tomaten erst an Heiligabend zubereiten. Auf dieses Festessen freuen sich alle besonders. Spaghetti alle Vongole mit einem Sugo aus Piennolo-Tomaten. «Du musst bei den Tomaten schlafen, wenn du gute Piennolo-Tomaten machen willst», meint Angelo und spielt auf die intensive Pflege der zarten Pflänzchen an. Wenn die Tomaten nicht als Piennolo aufgeknüpft werden, konserviert er sie in Einmachgläsern, als Passata oder auch ganz. Ob er auch Dosen verwendet? «Nie im Leben. Blech, weisst du, das wäre wie Wein im Tetrapack!»

Am Fusse des Vesuvs gedeiht die einzigartige, geschmacksintensive Piennolo-Tomate. Erst sie macht die Pizza Napoletana zum unvergleichlichen Hochgenuss.

Abends schliesst sich der Kreis dann. Paolo Cotroneo führt uns zu seiner liebsten Pizzeria «Fresco» am Lungomare in Neapel zu Antonio Troncone, einem Meisterschüler des legendären Enzo Coccia von der berühmten Pizzeria «La Notizia». Und wir finden auf einer luftigen Pizza Napoletana mit langer Teigführung den hervorragenden Mozzarella di Bufala Campana und die Pomodorini del Piennolo wieder. Unschlagbar simple Zutaten, aber in ihrer Güte und sorgfältigen Zubereitung eine perfekte Vollendung. Und was ist die ideale Getränkebegleitung dazu? Für Neapolitaner heisst die Antwort nicht Wein, sondern Bier. Wir ziehen trotzdem Paolos Aglianico vor und schwärmen noch immer vom langen Abgang.

Kulinarik und Kultur

Kampanien

Piennolo-Tomaten werden zu Trauben aufgeknüpft und luftgetrocknet.

Geniessen

Kampanien ist die Heimat des Büffelmozzarellas, und den sollte man in allen Varianten probieren. Ebenso die einzig wahre Pizza Napoletana, am besten belegt mit Piennolo-Tomaten. Im nahen Gragnano wird handwerkliche Pasta von Weltruhm hergestellt. Sie wird am liebsten mit Vongole und anderen Meeresfrüchten zubereitet, mit Ragù Napoletano oder mit Genovese, einem Rinder-Ragout mit Unmengen von lange geschmorten Zwiebeln. Typisch ist auch Pasta Infornata, die mit Tomatensauce und Mozzarella im Ofen überbacken wird. Sehr simpel und sehr beliebt sind auch die schmackhaften Friarielli e Salsiccie, in Olivenöl geschwenkte Cima di Rapa mit würzigen Salsiccia-Stückchen, oder der legendäre Fritto Misto mit knusprig ausgebackenen Köstlichkeiten aus dem Meer wie Tintenfisch, Gamberetti und kleinen Fischchen.

Essen

Pizzeria Fresco, zeitgemässe Pizzeria mit besten Zutaten und Trattoria-Gerichten
www.frescotrattoria.it

Ristorante Palazzo Petrucci, hochklassige Küche, Tradition, modern interpretiert (1 Michelin-Stern)
www.palazzopetrucci.it

Sehen

Neapel sehen und sterben, heisst es. Der Ausblick von einem der vielen Stadthügel aus ist in der Tat betörend. Im Zentrum lässt es sich prima bummeln oder über den täglichen Markt Pigna Secca schlendern. Und dann ist hier das Teatro San Carlo, eines der schönsten Opernhäuser der Welt.

Übernachten

Hotel Paradiso, unbedingt Zimmer mit Meerblick buchen.
www.hotelparadisonapoli.it

Mergellina Resort, direkt am Lungomare
www.mergellinaresort.com

Das Agriturismo B&B gleich beim Weingut der «Fattoria La Rivolta» in Torrecuso
www.levignetorrecuso.it

Apulien – Pasta, Brot und die Liebe zum Wein

Dreihundert Kilometer weiter südöstlich tauchen wir ein in die Welt des Primitivo di Manduria. Salvatore Mero ist ein wandelndes Lexikon. Es ist halb sechs Uhr morgens, und auf der Fahrt zu einem traditionellen Holzofenbäcker in Manduria erzählt er so viel über Apulien, dass mein Notizbuch zu einer kleinen Enzyklopädie anschwillt. Der sympathische Winzer sprudelt vor Wissensvermittlung, Neugier, Leidenschaft für Landwirtschaft und purer Lebenslust. Wir sind in einer der ältesten Backstuben des Salento bei Bäcker Giovanni Stasi, der noch mit 82 Jahren in einer Ruhe handgeformten Laiben liebevoll eine Seele einhaucht. Es ist ein karger Raum. Den Eingang könnte man glatt verwechseln mit einem unscheinbaren Wohnhäuschen. Eines dieser geduckten, aus weissem Tuffstein. Ganz Manduria besteht aus diesem charakteristischen Stein. Darin steht ein jahrhundertealter Holzofen.

Mit stoischer Ruhe schiebt Bäcker Giovanni Stasi auch mit 82 Jahren noch handgeformte Brotlaibe und Teiglinge für das typische Trockengebäck Frese in den Holzofen.

Mein Herz schlägt höher, wenn es um Brot geht. Und hier sind wir im Herzen einer ganz grossen Brottradition Italiens. Pane Pugliese ist einzigartig. Pane di Altamura gar das einzige Brot weltweit mit geschützter Ursprungsbezeichnung. Brot wird hier nicht aus Weich- sondern aus dem blassgelben Hartweizen gebacken. Dieser Weizen, auf den die Menschen hier so stolz sind. Weil daraus neben dem täglichen Brot auch die typischen gelochten Frese entstehen, Taralli, Süssgebäck, aber eben auch kunstvolle, handgemachte Pasta. Wir sind hier im Land der Orecchiette. Sie bestehen nur aus Wasser und Hartweizengriess. Die Purezza der apulischen Küche ist beispiellos. Der Garten Eden Italiens, mit der schönsten und schmackhaftesten Gemüsevielfalt. Giovanni schiebt so nebenbei noch Peperoni in den Ofen. Gewürzte Feigen. Und eine Pignata mit Fave. Der Duft lässt sogleich unseren Magen knurren. Die Saubohnen garen sanft im Tonkrug. Werden dann püriert und mit Catalogna als regionaltypische Fave e Cicoria gegessen.

Primitivo & Co.

Delinat-Önologin Martina Korak bei Salvatore Mero auf dem Weingut Felline in Apulien, wo grossartige, kraftvolle und gleichwohl elegante Weine entstehen.

Doch vorher geht es aufs Feld. Die Reben – hauptsächlich die Sorten Primitivo, Negroamaro und Malvasia Nera – sind umgeben von jahrhundertealten Olivenbäumen. Wir befinden uns im Ausläufer des Apennins, in der Murgia Tarantina. Das Ionische Meer ist einen Steinwurf entfernt. Bis zur adriatischen Küste sind es gerade mal 50 Kilometer. Hier gedeihen grossartige, kraftvolle Weine, die Dank der Sorgfalt in der Kellerei Felline sehr modern, schlank und elegant wirken. Sie tragen wesentlich dazu bei, den Ruf des beliebten Primitivo di Manduria als hochwertigen Spitzenwein zu festigen. Salvatore stoppt alle paar Schritte. Er macht einen auf Quizmaster, zeigt auf etwas und fragt: «Wisst ihr, was das ist?» Bevor wir irgendetwas Falsches sagen, löst er auf: «Wilde Kapern.» Zwei Schritte weiter, gleich neben den verlassenen Trulli, Kaktusfeigen, violette Feigen, Quitten, Mandeln, Zichorien, Birnen, Fenchel, es hört nicht auf. Und das alles gleich neben den Reben. Da! Spargeln. «Spargeln? Wachsen die nicht im Frühling?» «Die hier nicht», sagt Salvatore. «Diese schlanken, wilden Spargeln geniessen wir im Herbst. Kurz dämpfen, ein paar Tropfen Olivenöl darüber, wunderbar.»

Rucola und Meerfenchel vom Strassenrand

Mitten in der malerischen Altstadt von Manduria serviert die Trattoria Cinquesanti beste traditionelle Fischgerichte wie geschmorten Oktopus oder junge, frittierte Rotbarben.

Einmal steht er während der Fahrt voll auf die Eisen und steigt aus: «Das wilde Pflänzchen hier?» Sieht aus wie Unkraut. «Rucola!» Es muss etwas geben, das ich kenne und er nicht, denke ich mir. In den Dünen entdecke ich es auf einem Felsen: «Das hier, Salvatore?» «Keine Ahnung …» «Ich schon: Meerfenchel! Schmeckt ganz toll, eine Mischung aus Kapern und Queller. Kurz dämpfen, etwas Oliven darüberträufeln – herrlich.» Wenn er vom Wein redet, spricht er wie von seinen Kindern. Respektvoll. Liebevoll. Wie auch vom Land. Den Erzeugnissen und der jahrtausendealten Kultur, von der man in Manduria auf Schritt und Tritt Zeuge wird. Der heilige Petrus soll nahe Manduria Schiffbruch erlitten haben. Die Einwohner von Felline halfen ihm aus der Seenot. Darauf habe er von hier aus das Christentum verkündet, zog nach Rom weiter und wurde erster Papst.

Auf dem Weg zum nahen Strand halten wir in der Käserei Olivaro und holen uns ein zweites Frühstück. Die frischen Mozzarelle und Nodini verspeisen wir im Schatten eines 400 Jahre alten Olivenbaums. Der Geschmack ist umwerfend und so komplett anders als der Büffelmilchmozzarella, den wir in Kampanien gekostet hatten. Hier wird auch die unwiderstehliche Burrata aus Kuhmilch hergestellt, Stracciatella oder die gereifte Ricotta forte, die einem fast die Schuhe auszieht, so pikant und kräftig schmeckt die. Was ihn motiviert habe, vor über zwanzig Jahren auf Bio umzustellen, möchte ich von Salvatore Mero wissen. «Es ist ganz einfach: Wer sich selber respektiert, muss auch die Natur respektieren. Ich bin praktisch auf dem Feld, in den Reben geboren, ich möchte Lebensmittel konsumieren ohne Stoffe, die mir oder der Natur schaden. Das ist meine Motivation.» Wir treffen seinen Partner und Önologen Gregory Perrucci im «Spazio Primitivo». Im einladenden grosszügigen Showroom führen sie zusammen, was zusammengehört: Wein, Essen, Kultur. «Für uns steht Wein immer in Verbindung mit Essen. Unsere Tradition, unser Land, der Duft des Weins und der Geschmack der Speisen, das alles muss sich harmonisch miteinander verbinden, damit man den perfekten Genuss hat.» Wir lernen von den Frauen, wie man Pasta zubereitet. Orecchiette und Pizzarieddi. Wie man eine Parmigiana aus Auberginen schichtet und einen Sugo mit Braciole, den typischen Rindfleischrouladen, kocht. Das alles verspeisen wir gemeinsam an einer Tavolata, während Gregory am Flügel sitzt und eine fröhlich singende Hochzeitsgesellschaft bespasst, die zum Testessen hier ist. Wir könnten die ganze Nacht zuschauen und weiteressen. Ach, was. Den Rest unseres Lebens!

Kulinarik und Kultur

Apulien

In den Dünen entdeckt: Meerfenchel.

Geniessen

Die Region Salento ist nicht nur für hervorragende Weine bekannt. Auch die Produkte, die hier auf den Teller kommen, sind von unwiderstehlich guter Qualität. Allen voran reifes, aromatisches Gemüse und Obst sowie fruchtiges Olivenöl. Grossartige, simple und doch raffinierte Fischküche. Aus lokalem Weizen und lediglich Wasser formen Frauenhände eine unvergleichlich kunstvolle Pastavielfalt von Orecchiette über Pizzarieddi bis Cavatelli. Am liebsten kombiniert mit Cima di Rapa oder anderem Gemüse und Hülsenfrüchten oder einem Sugo mit Rinderrouladen. Das aromatische Pane Pugliese aus demselben Hartweizen und die Frese sind von besonderer Güte. Lohnenswert ist ein Besuch der Kulturstadt Manduria im nördlichen Salento. Ein paar Insidertipps:

Essen

Cinquesanti, hervorragende Trattoria mit traditioneller Küche mitten im Zentrum
www.la-locandadei-cinque-santi.business.site

Hostaria Masseria del Sale, schöne historische Masseria, sorgfältig zubereitete Gerichte der Region.
www.masseriadelsale.it

La Biga, Pizzeria e Ristorante, einfach, schnörkellos und gut. Piazza Commestibili, 7, Tel. +39 349 196 5482

Sehen

Das historische Zentrum von Manduria mit seinen typischen Tuffsteingebäuden lädt zum Flanieren ein. Ausflüge ins malerische Lecce, nach Alberobello zu den Trulli oder ans nahe Meer sind ebenso lohnenswert.

Übernachten

Corte Borromeo, sehr schönes, historisches Fünfsternehaus mitten in der Altstadt
www.corteborromeohotel.it

Masseria Li Reni, historische Masseria mit grossem Umschwung und schönem Pool
www.masserialireni.com

Masseria Potenti, sehr schöner Agriturismo mit hervorragender regionaler Küche
www.masseriapotenti.it

L’amore per la terra – la passione per il vino

Ein weiteres wichtiges Delinat-Weingut in Süditalien ist auf der Sonneninsel Sizilien zu Hause. «Andiamo alla natura!» fordert Winzer Massimo Maggio seine Gäste gerne auf, wenn er stolz sein Weingut präsentiert. Ein eindrücklicher Paradiesgarten. Umsäumt von Orangen-, Oliven- und Maulbeerbäumen, mit blühender Flora zwischen den Rebstöcken und herrlich duftenden Kräutergärten gedeihen hier Farbenpracht und Biodiversität. Schmetterlinge und summende Bienen schwirren in der heissen Luft. Auf Steinhaufen sonnen sich Echsen. Die Rebberge als vielfältige Mischkultur. Der Vorteil einer grossen Biodiversität liegt für Massimo Maggio auf der Hand: «Sie macht den Rebberg zu einem funktionierenden Ökosystem.» Nachteile wie Mehrarbeit und intensive Präsenz im Rebberg würden mehr als kompensiert. «Wir werden dafür mit Trauben belohnt, die gehaltvolle, charakteristische und authentische Weine ermöglichen», erklärt der Winzer. Auf seinem über 100 Hektar grossen Betrieb wachsen nicht nur Reben, sondern auch Oliven, Tomaten, Zitrusfrüchte, Kräuter und sogar Getreide, aus dessen Mehl aromatisches Brot und geschmackvolle Pasta entstehen.

Liebe zum Land – Passion für den Wein

Massimo Maggio: «Die Natur belohnt uns mit Trauben, die gehaltvolle, charakteristische und authentische Weine ermöglichen.»

Das Weingut Maggio Vini befindet sich in der einzigen DOCG Siziliens, dem nur 170 Hektar grossen Cerasuolo-di-Vittoria-Gebiet in der Provinz Ragusa. In den 1990er Jahren gehörten die Maggios zu den ersten Winzern Siziliens, die ihr Weingut ganz auf Bio umstellten. Sie leben und arbeiten ganz nach dem Credo «L’amore per la terra – la passione per il vino». Zu Deutsch etwa: «Liebe für das Land und Leidenschaft für den Wein». Dabei verbinden sie modernste Technologie mit Erfahrung und Tradition. Maggio Vini wurde 1967 gegründet und stellte anfänglich ausschliesslich günstige Offenweine her. «Als wir 1998 umstellten, galt die biologische Bewirtschaftungsmethode als verpönt. Es hiess, so liessen sich keine guten Weine herstellen», erinnert sich Massimo Maggio. Mittlerweile beweist er längst das Gegenteil. Aus der typischen sizilianischen Rotweinsorte Nero d’Avola und aus internationalen Sorten wie Merlot, Cabernet Sauvignon und Shiraz entstehen gehaltvolle, harmonische Weine, die ihre Herkunft nicht verleugnen. Dasselbe gilt für die typischen Weissweinsorten Cataratto, Insolia und Grillo. Sie alle sind perfekte Begleiter für mediterrane Leckereien. Von köstlichen Antipasti über herzhafte Pasta bis zu schlichten Fisch- und Fleischgerichten, nach denen sich so viele Sizilien- und Italienfreunde sehnen.

Weit wie das Meer! Unterwegs in Kastilien und León

Der Weinbau in Kastilien und León hat in den letzten Jahren immer schärfere Konturen gewonnen. Zu den Wegbereitern dieser nachhaltigen Entwicklung zählen kontrolliert biologisch arbeitende Winzer. Mit individuellen Konzepten verleihen sie Verdejo und Tempranillo mehr Finesse und Eleganz und verhelfen vergessenen Sorten wie dem Rufete in der Sierra de Salamanca zu neuem Glanz.

Irgendwo in Kastilien. Tagsüber war das Thermometer wieder über 30 Grad geklettert, aber nach Sonnenuntergang, auf dem Weg zur Tapas-Bar im Dorfzentrum, zog der Wind so giftig kalt durch die Calle Mayor, dass ich mir einen Pullover überziehen musste. «Sehr gut», sagte Pablo, der Winzer, und quittierte meinen ratlosen Blick mit den Worten: «Nur dort, wo du zur Erntezeit tagsüber schwitzt und nach Sonnenuntergang frierst, entstehen grosse Weine.» Nun: Gemäss dieser Definition zählen fast alle Weinbaugebiete, die auf der kastilischen Hochebene nördlich von Madrid, zwischen 600 und 1000 Meter über Meer gelegen, zu den grossen Terroirs in Spanien.

Brauchen wir die USA, um endlose landschaftliche Weite weitgehendst ohne menschliche Spuren zu erleben? Nein, auch in der Meseta, der kargen spanischen Hochebene, wandert der Blick so weit übers leere Land, dass jeder Reisende für sich die philosophische Frage beantworten muss, ob diese Leere nun befreiend oder beklemmend auf ihn wirkt… Kastilien gilt als Wiege der spanischen Kultur, hier wird das klarste Spanisch gesprochen, die «Castellanos» formen ihre Worte so exakt wie ein Steinmetz den Stein. Doch weinmässig war die Region bis vor 50 Jahren ein riesiger weisser Fleck. Einzig das schon in den 1970er Jahren weltweit renommierte Gut Vega Sicilia deutete an, dass der Tinta del País (auch Tinto Fino oder Tinta de Toro genannt), der hier heimische Klon des Tempranillos, mindestens ebenso gehaltvolle, sicher aber konzentriertere Weine ergeben kann als in der Rioja. Zwar geht der Weinbau in Kastilien bis ins Mittelalter zurück, und der Schatz an «viñas viejas», den alten, bis zu 100-jährigen Buschreben, ist bis heute riesig. Doch über Jahrhunderte hinweg tranken die Bauerfamilien ihren Wein selber oder lieferten ihn an die Tapas-Bars und Tavernas in der Umgebung. So nahm ausserhalb ihrer Region lange Zeit kaum jemand von diesen Weinen Notiz.

Angesichts der unendlichen Fülle an Raum ist es erstaunlich, wie nah die Menschen hier beisammenwohnen. Wer übers Land fährt und abends ein Dorf am Horizont ausmacht, mit einer immer überproportional grossen Kirche, um die sich die Häuser schmiegen, fühlt sich an das Bild einer Schafherde auf einem weiten Feld erinnert, in der sich die Tiere zusammenscharen, um möglichen Gefahren besser trotzen zu können. Und tatsächlich: Auch die Menschen stehen hier abends eng beisammen, freilich nicht draussen, sondern in ihrer Tapas-Bar, wo ein frischfruchtiger roter Joven oder Roble für gute Stimmung sorgt. Und mit grosser Wahrscheinlichkeit liegt um die Ecke auch noch ein Asador, ein Gasthaus mit Backsteinofen, in dem das «Cordero lechal», das Milchlamm, bei 220 Grad sanft auf einer Eichenholzglut gegart wird. Der Asador, das Lamm und ein füllig-reifer Reserva aus Ribera del Duero oder Toro – das ist seit Generationen die heilige Dreifaltigkeit des Savoir-vivre in Kastilien.

Die Neuzeit des Weins begann mit der Schaffung der Ursprungsbezeichnungen für Weissweine aus dem Rueda (1980) sowie den roten Crus aus Ribera del Duero (1982) und Toro (1986). Spätestens nach 1990 eroberten die knackig-frischfruchtigen Verdejos aus dem Rueda und die Tempranillos mit vollreifer Beerenfrucht, einer geballten Ladung Eichenholzwürze, fleischiger Fülle und maskulinem Gerbstoff die Welt. Heute zeigt das Weinwunder in Kastilien und León immer feinere Konturen. Der rote Tempranillo-Einheitstyp ist nur mehr eine von vielen Facetten. Selektionen von alten Reben verblüffen mit individuellem Ausdruck und Charakter. Und mit Einzellagen-Abfüllungen entsteht langsam aber sicher ein Cru-Denken nach burgundischem Vorbild. Wiederentdeckte alte Weinbaugebiete wie die Sierra de Salamanca beweisen, dass in Kastilien noch längst nicht alle Weinschätze gehoben sind.

Mit maximal 500 Millimetern Regen pro Jahr und Quadratmeter und einem fast permanent wehenden Wind sind die Vor aussetzungen für den biologischen Anbau ideal. Und die nach der Delinat-Methode erzeugten Weine zeigen je länger, je mehr, dass sie die individuellen Eigenheiten dieser kargen, meist von Kalk, Sand oder Kies geprägten Terroirs am klarsten zum Ausdruck bringen. Mit der Dynamik, die der Weinbau gebracht hat, ist übrigens auch das kulinarische Angebot breiter geworden. Zwar gelten das Milchlamm und der reife Tempranillo noch immer als erste aller Mariagen, doch in den neuen Lokalen von Valladolid oder Salamanca wird zunehmend auch eine vegetarische Haute Cuisine aus regional produzierten Kartoffeln, Paprikas, Linsen oder Pilzen zelebriert, zu der etwa ein kernig-feingliedriger Rufete aus den Granitböden der Sierra de Salamanca hervorragend harmoniert. So bewegt sich der Kastilien-Reisende zwar immer noch in einem archaisch weiten, zeitlos anmutenden Land, das aber in Bezug auf Wein und Kulinarik zu einem höchst vielfältigen und qualitativ hochstehenden und darum faszinierenden Puzzle avanciert ist.

Thomas Vaterlaus ist Chefredaktor des Weinmagazins «Vinum». Zusammen mit Delinat-Einkäufer David Rodriguez und Fotografin Ana García Navarro war er unterwegs in Spanien. Dabei entstand diese Reportage mit den Porträts von vier Delinat-Weingütern aus der Region Kastilien.

Ribera del Duero, Dominio Basconcillos: Wie Phönix aus der Asche

Ein grosser Kräutergarten bereichert die Biodiversität auf dem Weingut Basconcillos.

Früher wachten burgähnlichen Castillos über dem Lauf des Duero-Flusses, heute sind es die neuen Kathedralen des Weines. Rund 150 Kellereien sind in der Ribera del Duero in den letzten 30 Jahren neu entstanden. Die ehrgeizigsten Projekte haben dabei immer höhere Lagen erschlossen. So auch der Industrielle José María Basconcillos, dessen im Jahr 2000 gegründetes Gut sich nicht mehr im Duero-Tal selber befindet, sondern bereits auf der nördlichen Hügelflanke in der Provinz Burgos, 1000 Meter über Meer. «Die alten Männer im Dorf haben uns gesagt, dass die Trauben hier oben nie reif werden würden», sagt der junge Betriebsleiter Francisco Barona, der dieses «State of the Art»-Projekt dynamisch vorantreibt.

Önologe Francisco Barona prüft die Reife der Basconcillos-Weine.

Neu gepflanzte Bäume und Büsche umgeben das nach dem Château-Prinzip angelegte Weingut und bereichern die Biodiversität. Bei der Begrünung ist in dieser Cool-Climate-Grenzlage ein subtiles Vorgehen gefragt. In den von mehr Fruchtbarkeit geprägten Parzellen wird heute jede zweite Rebzeile begrünt, in den kargen und kühlen Lagen weist jede sechste Zeile eine Ganzjahresbegrünung auf, die lediglich gemäht wird. Ähnlich generalstabsmässig verläuft die Ernte. Zuerst werden die kalkbetonten Parzellen gelesen, die frischfruchtig mineralische Weine mit guter Säure ergeben. Dann folgen die lehmhaltigen Plots, die konzentrierte Weine mit schwarzbeeriger Frucht hervorbringen. Den Abschluss bilden schliesslich die sandigen Partien, deren Weine floral und mittelgewichtig ausfallen.

Perfekt komponiert: Basconcillos-Gewächse vereinen Fruchtfülle, Kraft und Eleganz.

Die genauso minuziös verlaufende Vinifikation sorgt dafür, dass sich diese individuellen Charakteristiken bestmöglich im Wein widerspiegeln. Alle Basconcillos-Gewächse sind perfekt komponiert und vereinen Fruchtfülle, Kraft und Eleganz.

–> Alle Weine der Dominio Basconcillos

Rueda, Bodegas Menade: Hipster-Weine made by Sanz

Im alten Natursteinkeller von Menade reifen vor allem Weissweine.

So sieht sie also aus, die Neue Welt im alten Rueda. Da ist der Winery-Hangar, dessen Frontfassade sie durch das Anbringen rostbrauner Metallpanelen, die Buschreben symbolisieren, zum Kunstwerk gemacht haben. Davor parken die staubigen Pick-ups der Sanz-Brüder. Daneben der Versuchsgarten mit heimischen Kräutern, ein Gemeinschaftsprojekt mit der Universität von Valladolid, das Aufschluss darüber geben soll, welche autochthonen Kräuter zu einer möglichst nachhaltigen Biodiversität im Rebberg beitragen können. Und dann sind da noch diese «verrückten» Anhänger, auf deren Ladeflächen ganze Bäume und Büsche wurzeln – mobile Hotspots, die sie in ihren Rebbergen platzieren, als Anreiz für Nützlinge, um das Ökosystem zu stärken.

Mobile Hotspots: die «verrückten» Anhänger der Geschwister Sanz.

2005 haben die Geschwister Alejandra, Marco und Richard Sanz ihr Projekt Menade gegründet, nachdem ein Streit mit ihrem Vater die Übernahme des Familienweinguts verhindert hatte. «Keine Sorge: Streit ist in unserer Familie etwas völlig Normales. Vor 30 Jahren hat schon unser Vater mit seinem Vater gestritten. Ja, Streit setzt die nötigen Energien frei, um Neues zu schaffen», sagt Alejandra Sanz. Und Energie haben die drei. «Keine Atempause, Geschichte wird gemacht, es geht voran!», der Refrain dieses Liedes aus der Zeit der Neuen Deutschen Welle, trifft den Esprit dieses Weinguts recht gut.

Winzer Richard Sanz im alten Natursteinkeller der Bodegas Menade.

Von weit über 100-jährigen Stöcken haben sie kürzlich Pflanzmaterial gezogen, um sanddominierte Parzellen neu mit wurzelechten Reben zu bestocken. Zudem haben sie 300 Oliven- und Laubbäume angepflanzt. Die monumentale Kreidetafel in ihrer Vinothek, auf der sie mit kräftig-farbigen Kreidestrichen ihren Menade-Weinkosmos illustrieren, würde sich auch in einer Weinbar in New York gut machen. Vor allem aber versprechen ihre Crus Rueda-Feeling pur. Subtile Frucht, geradlinige Frische, was braucht der Mensch mehr?

–> Alle Weine der Bodegas Menade

Toro, Finca Volvoreta: María bändigt die Tinta de Toro

Viel wilde Natur drängt die Reben fast in den Hintergrund.

Mit seinen feinen Gesichtszügen erinnert der 69-jährige Antonio Alfonso Fincias an einen Professor, nur die Ray-Ban-Brille passt nicht ganz in dieses Bild. Aber wer den Mann zu seinem Rebberg am breiten Hügelrücken von Sanzoles, am südöstlichen Rand der D.O. Toro, begleitet, merkt schnell, dass er wirklich ein Professor ist, nämlich in der eigenen «Universität» seines Rebbergs. «Die Natur hat alle Werkzeuge, um Ungleichgewichte auszubalancieren», sagt er. So macht es bei ihm den Anschein, dass die Begrünung nicht den Rebberg ergänzt, sondern die Reben die Begrünung. Fast zwischen den Reben wachsen alte Oliven- und Mandelbäume, einst Teil der alten Mischkultur, die hier auf Terrassen gepflegt wurde. Auch Thymian, Rosmarin, Lavendel und Johanniskraut rücken den Reben an den Stamm. Selbst gegen die Wölfe und Bären, die hier ab und zu rumstreichen sollen, hat er nichts.

Weinbauer Antonio Alfonso (links) mit David Rodriguez von Delinat.

Im Keller schafft es seine 31-jährige Tochter María, aus den Trauben ihres Vaters höchst elegante Weine zu keltern, die nichts mit jenen rustikalen Toro-Weinen mit horrendem Gerbstoff und spitzer Säure zu tun haben, die den Markt überfluten. Die Weine von María überzeugen mit sanfter Fruchtfülle. Eine vorsichtige Vinifikation mit teilweisem Ausbau in Amphoren und eine minimale Schwefelung tragen dazu bei.

Marias Spiegelbild in einer mit Wein gefüllten Ton-Amphore.

Bei der Verkostung der Weine tischt Antonio ein Plättchen mit Jamón Ibérico Bellota auf mit dem Hinweis, dass eine Universität in den USA herausgefunden habe, dass dieser Schinken gut gegen Depressionen sei. Das Dumme sei nur, dass die Depression immer dann einsetze, wenn das letzte Stück gegessen sei.

–> Alle Weine der Bodega Volvoreta

Sierra de Salamanca, Viñas del Cámbrico: Der Retter des Rufete

Fernando Maillo (rechts) sorgt für frischen Wind in der Sierra de Salamanca.

Morgens um neun Uhr trinkt Fernando Maillo einen Kaffee in der Posada del Hidalgo, der Dorfkneipe von Villanueva del Conde, und schwatzt mit Waldarbeitern und Mechanikern. Das ist wichtig, denn hier ist der Begriff Dorfgemeinschaft noch keine leere Worthülse. «Wenn hier einer ein Haus baut, helfen ihm die andern », sagt der 47-jährige Winzer. Er gilt als Hoffnungsträger in diesem von Abwanderung bedrohten Ort, seit seine Weine nicht nur in Spanien, sondern auch in den USA, Deutschland und der Schweiz für Furore sorgen.

Grosse Pflanzenvielt in den Rebbergen von Cámbrico.

Im Jahr 2000 hat er hier, im paradiesisch hügeligen «Niemandsland» an der Grenze zu Portugal, sein Projekt Viñas del Cámbrico gegründet und seither 130 Rebparzellen von 130 verschiedenen Besitzern erworben, und diese so weit wie möglich zusammengelegt. Alle seine Rebberge liegen eingewachsen in einer vielfältigen, stark wuchernden Vegetation aus Korkeichen, Erdbeer- und Olivenbäumen, Heidekraut, Zistrosen, Ginster, wildem Fenchel und vielem anderen. Vor allem aber hat Fernando Maillo die alteingesessene Sorte Rufete, verwandt mit dem Pinot Noir, gerettet. Er hat 40 verschiedene Klone dieser Sorte aufgespürt, die nur kleine Trauben produzieren, und in einem Versuchsrebberg vermehrt.

Rufete-Buschreben an felsigen Steillagen.

In einem zweiten Schritt legt er nun sein Augenmerk auf die 12 qualitativ besten dieser Rufete-Klone. Gleichzeitig sind seine Weine immer eleganter, geradliniger und frischer geworden. Eine «Weniger ist mehr»-Strategie mit früherer Ernte und einer reduzierten Extraktion ist der Schlüssel zu seinen heute ganz und gar burgundisch anmutenden Weinen, die ihr von Granit geprägtes Terroir exemplarisch zum Ausdruck bringen.

–> Alle Weine des Weinguts Viñas del Cámbrico