Weit wie das Meer! Unterwegs in Kastilien und León

Der Weinbau in Kastilien und León hat in den letzten Jahren immer schärfere Konturen gewonnen. Zu den Wegbereitern dieser nachhaltigen Entwicklung zählen kontrolliert biologisch arbeitende Winzer. Mit individuellen Konzepten verleihen sie Verdejo und Tempranillo mehr Finesse und Eleganz und verhelfen vergessenen Sorten wie dem Rufete in der Sierra de Salamanca zu neuem Glanz.

Irgendwo in Kastilien. Tagsüber war das Thermometer wieder über 30 Grad geklettert, aber nach Sonnenuntergang, auf dem Weg zur Tapas-Bar im Dorfzentrum, zog der Wind so giftig kalt durch die Calle Mayor, dass ich mir einen Pullover überziehen musste. «Sehr gut», sagte Pablo, der Winzer, und quittierte meinen ratlosen Blick mit den Worten: «Nur dort, wo du zur Erntezeit tagsüber schwitzt und nach Sonnenuntergang frierst, entstehen grosse Weine.» Nun: Gemäss dieser Definition zählen fast alle Weinbaugebiete, die auf der kastilischen Hochebene nördlich von Madrid, zwischen 600 und 1000 Meter über Meer gelegen, zu den grossen Terroirs in Spanien.

Brauchen wir die USA, um endlose landschaftliche Weite weitgehendst ohne menschliche Spuren zu erleben? Nein, auch in der Meseta, der kargen spanischen Hochebene, wandert der Blick so weit übers leere Land, dass jeder Reisende für sich die philosophische Frage beantworten muss, ob diese Leere nun befreiend oder beklemmend auf ihn wirkt… Kastilien gilt als Wiege der spanischen Kultur, hier wird das klarste Spanisch gesprochen, die «Castellanos» formen ihre Worte so exakt wie ein Steinmetz den Stein. Doch weinmässig war die Region bis vor 50 Jahren ein riesiger weisser Fleck. Einzig das schon in den 1970er Jahren weltweit renommierte Gut Vega Sicilia deutete an, dass der Tinta del País (auch Tinto Fino oder Tinta de Toro genannt), der hier heimische Klon des Tempranillos, mindestens ebenso gehaltvolle, sicher aber konzentriertere Weine ergeben kann als in der Rioja. Zwar geht der Weinbau in Kastilien bis ins Mittelalter zurück, und der Schatz an «viñas viejas», den alten, bis zu 100-jährigen Buschreben, ist bis heute riesig. Doch über Jahrhunderte hinweg tranken die Bauerfamilien ihren Wein selber oder lieferten ihn an die Tapas-Bars und Tavernas in der Umgebung. So nahm ausserhalb ihrer Region lange Zeit kaum jemand von diesen Weinen Notiz.

Angesichts der unendlichen Fülle an Raum ist es erstaunlich, wie nah die Menschen hier beisammenwohnen. Wer übers Land fährt und abends ein Dorf am Horizont ausmacht, mit einer immer überproportional grossen Kirche, um die sich die Häuser schmiegen, fühlt sich an das Bild einer Schafherde auf einem weiten Feld erinnert, in der sich die Tiere zusammenscharen, um möglichen Gefahren besser trotzen zu können. Und tatsächlich: Auch die Menschen stehen hier abends eng beisammen, freilich nicht draussen, sondern in ihrer Tapas-Bar, wo ein frischfruchtiger roter Joven oder Roble für gute Stimmung sorgt. Und mit grosser Wahrscheinlichkeit liegt um die Ecke auch noch ein Asador, ein Gasthaus mit Backsteinofen, in dem das «Cordero lechal», das Milchlamm, bei 220 Grad sanft auf einer Eichenholzglut gegart wird. Der Asador, das Lamm und ein füllig-reifer Reserva aus Ribera del Duero oder Toro – das ist seit Generationen die heilige Dreifaltigkeit des Savoir-vivre in Kastilien.

Die Neuzeit des Weins begann mit der Schaffung der Ursprungsbezeichnungen für Weissweine aus dem Rueda (1980) sowie den roten Crus aus Ribera del Duero (1982) und Toro (1986). Spätestens nach 1990 eroberten die knackig-frischfruchtigen Verdejos aus dem Rueda und die Tempranillos mit vollreifer Beerenfrucht, einer geballten Ladung Eichenholzwürze, fleischiger Fülle und maskulinem Gerbstoff die Welt. Heute zeigt das Weinwunder in Kastilien und León immer feinere Konturen. Der rote Tempranillo-Einheitstyp ist nur mehr eine von vielen Facetten. Selektionen von alten Reben verblüffen mit individuellem Ausdruck und Charakter. Und mit Einzellagen-Abfüllungen entsteht langsam aber sicher ein Cru-Denken nach burgundischem Vorbild. Wiederentdeckte alte Weinbaugebiete wie die Sierra de Salamanca beweisen, dass in Kastilien noch längst nicht alle Weinschätze gehoben sind.

Mit maximal 500 Millimetern Regen pro Jahr und Quadratmeter und einem fast permanent wehenden Wind sind die Vor aussetzungen für den biologischen Anbau ideal. Und die nach der Delinat-Methode erzeugten Weine zeigen je länger, je mehr, dass sie die individuellen Eigenheiten dieser kargen, meist von Kalk, Sand oder Kies geprägten Terroirs am klarsten zum Ausdruck bringen. Mit der Dynamik, die der Weinbau gebracht hat, ist übrigens auch das kulinarische Angebot breiter geworden. Zwar gelten das Milchlamm und der reife Tempranillo noch immer als erste aller Mariagen, doch in den neuen Lokalen von Valladolid oder Salamanca wird zunehmend auch eine vegetarische Haute Cuisine aus regional produzierten Kartoffeln, Paprikas, Linsen oder Pilzen zelebriert, zu der etwa ein kernig-feingliedriger Rufete aus den Granitböden der Sierra de Salamanca hervorragend harmoniert. So bewegt sich der Kastilien-Reisende zwar immer noch in einem archaisch weiten, zeitlos anmutenden Land, das aber in Bezug auf Wein und Kulinarik zu einem höchst vielfältigen und qualitativ hochstehenden und darum faszinierenden Puzzle avanciert ist.

Thomas Vaterlaus ist Chefredaktor des Weinmagazins «Vinum». Zusammen mit Delinat-Einkäufer David Rodriguez und Fotografin Ana García Navarro war er unterwegs in Spanien. Dabei entstand diese Reportage mit den Porträts von vier Delinat-Weingütern aus der Region Kastilien.

Ribera del Duero, Dominio Basconcillos: Wie Phönix aus der Asche

Ein grosser Kräutergarten bereichert die Biodiversität auf dem Weingut Basconcillos.

Früher wachten burgähnlichen Castillos über dem Lauf des Duero-Flusses, heute sind es die neuen Kathedralen des Weines. Rund 150 Kellereien sind in der Ribera del Duero in den letzten 30 Jahren neu entstanden. Die ehrgeizigsten Projekte haben dabei immer höhere Lagen erschlossen. So auch der Industrielle José María Basconcillos, dessen im Jahr 2000 gegründetes Gut sich nicht mehr im Duero-Tal selber befindet, sondern bereits auf der nördlichen Hügelflanke in der Provinz Burgos, 1000 Meter über Meer. «Die alten Männer im Dorf haben uns gesagt, dass die Trauben hier oben nie reif werden würden», sagt der junge Betriebsleiter Francisco Barona, der dieses «State of the Art»-Projekt dynamisch vorantreibt.

Önologe Francisco Barona prüft die Reife der Basconcillos-Weine.

Neu gepflanzte Bäume und Büsche umgeben das nach dem Château-Prinzip angelegte Weingut und bereichern die Biodiversität. Bei der Begrünung ist in dieser Cool-Climate-Grenzlage ein subtiles Vorgehen gefragt. In den von mehr Fruchtbarkeit geprägten Parzellen wird heute jede zweite Rebzeile begrünt, in den kargen und kühlen Lagen weist jede sechste Zeile eine Ganzjahresbegrünung auf, die lediglich gemäht wird. Ähnlich generalstabsmässig verläuft die Ernte. Zuerst werden die kalkbetonten Parzellen gelesen, die frischfruchtig mineralische Weine mit guter Säure ergeben. Dann folgen die lehmhaltigen Plots, die konzentrierte Weine mit schwarzbeeriger Frucht hervorbringen. Den Abschluss bilden schliesslich die sandigen Partien, deren Weine floral und mittelgewichtig ausfallen.

Perfekt komponiert: Basconcillos-Gewächse vereinen Fruchtfülle, Kraft und Eleganz.

Die genauso minuziös verlaufende Vinifikation sorgt dafür, dass sich diese individuellen Charakteristiken bestmöglich im Wein widerspiegeln. Alle Basconcillos-Gewächse sind perfekt komponiert und vereinen Fruchtfülle, Kraft und Eleganz.

–> Alle Weine der Dominio Basconcillos

Rueda, Bodegas Menade: Hipster-Weine made by Sanz

Im alten Natursteinkeller von Menade reifen vor allem Weissweine.

So sieht sie also aus, die Neue Welt im alten Rueda. Da ist der Winery-Hangar, dessen Frontfassade sie durch das Anbringen rostbrauner Metallpanelen, die Buschreben symbolisieren, zum Kunstwerk gemacht haben. Davor parken die staubigen Pick-ups der Sanz-Brüder. Daneben der Versuchsgarten mit heimischen Kräutern, ein Gemeinschaftsprojekt mit der Universität von Valladolid, das Aufschluss darüber geben soll, welche autochthonen Kräuter zu einer möglichst nachhaltigen Biodiversität im Rebberg beitragen können. Und dann sind da noch diese «verrückten» Anhänger, auf deren Ladeflächen ganze Bäume und Büsche wurzeln – mobile Hotspots, die sie in ihren Rebbergen platzieren, als Anreiz für Nützlinge, um das Ökosystem zu stärken.

Mobile Hotspots: die «verrückten» Anhänger der Geschwister Sanz.

2005 haben die Geschwister Alejandra, Marco und Richard Sanz ihr Projekt Menade gegründet, nachdem ein Streit mit ihrem Vater die Übernahme des Familienweinguts verhindert hatte. «Keine Sorge: Streit ist in unserer Familie etwas völlig Normales. Vor 30 Jahren hat schon unser Vater mit seinem Vater gestritten. Ja, Streit setzt die nötigen Energien frei, um Neues zu schaffen», sagt Alejandra Sanz. Und Energie haben die drei. «Keine Atempause, Geschichte wird gemacht, es geht voran!», der Refrain dieses Liedes aus der Zeit der Neuen Deutschen Welle, trifft den Esprit dieses Weinguts recht gut.

Winzer Richard Sanz im alten Natursteinkeller der Bodegas Menade.

Von weit über 100-jährigen Stöcken haben sie kürzlich Pflanzmaterial gezogen, um sanddominierte Parzellen neu mit wurzelechten Reben zu bestocken. Zudem haben sie 300 Oliven- und Laubbäume angepflanzt. Die monumentale Kreidetafel in ihrer Vinothek, auf der sie mit kräftig-farbigen Kreidestrichen ihren Menade-Weinkosmos illustrieren, würde sich auch in einer Weinbar in New York gut machen. Vor allem aber versprechen ihre Crus Rueda-Feeling pur. Subtile Frucht, geradlinige Frische, was braucht der Mensch mehr?

–> Alle Weine der Bodegas Menade

Toro, Finca Volvoreta: María bändigt die Tinta de Toro

Viel wilde Natur drängt die Reben fast in den Hintergrund.

Mit seinen feinen Gesichtszügen erinnert der 69-jährige Antonio Alfonso Fincias an einen Professor, nur die Ray-Ban-Brille passt nicht ganz in dieses Bild. Aber wer den Mann zu seinem Rebberg am breiten Hügelrücken von Sanzoles, am südöstlichen Rand der D.O. Toro, begleitet, merkt schnell, dass er wirklich ein Professor ist, nämlich in der eigenen «Universität» seines Rebbergs. «Die Natur hat alle Werkzeuge, um Ungleichgewichte auszubalancieren», sagt er. So macht es bei ihm den Anschein, dass die Begrünung nicht den Rebberg ergänzt, sondern die Reben die Begrünung. Fast zwischen den Reben wachsen alte Oliven- und Mandelbäume, einst Teil der alten Mischkultur, die hier auf Terrassen gepflegt wurde. Auch Thymian, Rosmarin, Lavendel und Johanniskraut rücken den Reben an den Stamm. Selbst gegen die Wölfe und Bären, die hier ab und zu rumstreichen sollen, hat er nichts.

Weinbauer Antonio Alfonso (links) mit David Rodriguez von Delinat.

Im Keller schafft es seine 31-jährige Tochter María, aus den Trauben ihres Vaters höchst elegante Weine zu keltern, die nichts mit jenen rustikalen Toro-Weinen mit horrendem Gerbstoff und spitzer Säure zu tun haben, die den Markt überfluten. Die Weine von María überzeugen mit sanfter Fruchtfülle. Eine vorsichtige Vinifikation mit teilweisem Ausbau in Amphoren und eine minimale Schwefelung tragen dazu bei.

Marias Spiegelbild in einer mit Wein gefüllten Ton-Amphore.

Bei der Verkostung der Weine tischt Antonio ein Plättchen mit Jamón Ibérico Bellota auf mit dem Hinweis, dass eine Universität in den USA herausgefunden habe, dass dieser Schinken gut gegen Depressionen sei. Das Dumme sei nur, dass die Depression immer dann einsetze, wenn das letzte Stück gegessen sei.

–> Alle Weine der Bodega Volvoreta

Sierra de Salamanca, Viñas del Cámbrico: Der Retter des Rufete

Fernando Maillo (rechts) sorgt für frischen Wind in der Sierra de Salamanca.

Morgens um neun Uhr trinkt Fernando Maillo einen Kaffee in der Posada del Hidalgo, der Dorfkneipe von Villanueva del Conde, und schwatzt mit Waldarbeitern und Mechanikern. Das ist wichtig, denn hier ist der Begriff Dorfgemeinschaft noch keine leere Worthülse. «Wenn hier einer ein Haus baut, helfen ihm die andern », sagt der 47-jährige Winzer. Er gilt als Hoffnungsträger in diesem von Abwanderung bedrohten Ort, seit seine Weine nicht nur in Spanien, sondern auch in den USA, Deutschland und der Schweiz für Furore sorgen.

Grosse Pflanzenvielt in den Rebbergen von Cámbrico.

Im Jahr 2000 hat er hier, im paradiesisch hügeligen «Niemandsland» an der Grenze zu Portugal, sein Projekt Viñas del Cámbrico gegründet und seither 130 Rebparzellen von 130 verschiedenen Besitzern erworben, und diese so weit wie möglich zusammengelegt. Alle seine Rebberge liegen eingewachsen in einer vielfältigen, stark wuchernden Vegetation aus Korkeichen, Erdbeer- und Olivenbäumen, Heidekraut, Zistrosen, Ginster, wildem Fenchel und vielem anderen. Vor allem aber hat Fernando Maillo die alteingesessene Sorte Rufete, verwandt mit dem Pinot Noir, gerettet. Er hat 40 verschiedene Klone dieser Sorte aufgespürt, die nur kleine Trauben produzieren, und in einem Versuchsrebberg vermehrt.

Rufete-Buschreben an felsigen Steillagen.

In einem zweiten Schritt legt er nun sein Augenmerk auf die 12 qualitativ besten dieser Rufete-Klone. Gleichzeitig sind seine Weine immer eleganter, geradliniger und frischer geworden. Eine «Weniger ist mehr»-Strategie mit früherer Ernte und einer reduzierten Extraktion ist der Schlüssel zu seinen heute ganz und gar burgundisch anmutenden Weinen, die ihr von Granit geprägtes Terroir exemplarisch zum Ausdruck bringen.

–> Alle Weine des Weinguts Viñas del Cámbrico

Kreative Winzer im Weinberg

Je reicher die biologische Vielfalt, desto robuster das Ökoystem. Jeder Käfer, jeder Wurm, jedes Kräutlein spielt mit im grossen Konzert der Natur und erfüllt seine Rolle in einem funktionierenden Kreislauf. Doch wie bringt man die mancherorts verloren gegangene Vielfalt wieder in den Weinberg? Die Delinat-Richtlinien sind der Wegweiser.

Ich staune immer wieder, mit welch grossartiger Kreativität unsere Winzer die Delinat-Richtlinien umsetzen, um mehr Leben in ihre Rebberge zu bringen. Kürzlich war ich zu Besuch auf der Bodega Menade der Geschwister Richard, Alejandra und Marco Sanz in der spanischen Weissweinregion Rueda. Da fielen mir mehrere mobile Anhänger auf, die mit verschiedenen einheimischen Pflanzen beladen waren.

Mobiler Hotspot auf Rädern
Mobiler Hotspot auf der Bodega Menade

Die noch jungen Steineichen, Bergeichen, Mandelbäume und andern Pflanzen stammen aus einem Sortengarten, den das innovative Winzertrio im Sommer 2015 zu Versuchszwecken angelegt hat. «Wir möchten herausfinden, welche Pflanzen sich am besten zur Förderung der Biodiversität in unseren Weinbergen eignen», erzählte mir Richard. Zu diesem Zweck wurden die Anhänger mit unterschiedlichen Pflanzengesellschaften bestückt und als mobile Hotspots in den Weinbergen verteilt. «Wir gehen davon aus, dass je nach Zusammensetzung der Hotspots auch unterschiedliche Arten von Insekten und Vögel angelockt werden», erklärte mir Richard weiter. Begleitet und ausgewertet wird dieser Versuch von der Universität Valladolid.

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Tagebuch einer lehrreichen Weinreise

Vorab zwei Bemerkungen. Als Kundenberater fiel mir die Ehre zu, Delinat-Chef Karl Schefer, seine Gattin Astrid und Einkäufer David Rodriguez auf meiner diesjährigen Weiterbildungsreise zu bewährten Delinat-Winzern und neuen, potenziellen Anwärtern zu begleiten. Auf dem Programm stand eine spannende Reise durch Nordspanien. Eindrücklich erlebte ich, dass das sonnenverwöhnte Spanien auch im Sommer vor Wetterkapriolen nicht verschont bleibt.

Montag, 8. Juni, Vormittag
Rueda, 16 °C, sonnig
Unsere Reise beginnt in der aufstrebenden Weissweinregion Rueda in Kastilien. Hier bewirtschaften die Geschwister Alexandra, Marco und Richard Sanz das Weingut Menade in sechster Generation. Wir werden im modern gestalteten Verkaufsraum mit Showroom und Bar empfangen, wo neben Wein auch andere regionale Produkte, unter anderem ein hauseigenes Bier, angeboten werden. In der alten Kellerei degustieren wir die neuen Jahrgänge der Weissweine Saxum Sauvignon Blanc, Saxum Verdejo, den ganz ohne Schwefelzusatz erzeugten Nosso Verdejo Natural sowie ein paar rare Tropfen, die im Barrique ausgebaut werden. Danach geht es im Geländewagen hinaus in die Weinberge. Mit ihren steinigen Böden, der Begrünung mit regionstypischen Kräutern und Sträuchern wirken sogar die Rebflächen für mich irgendwie ästhetisch. Besonders imponiert mir ein mobiler Hotspot, mit welchem man versucht herauszufinden, welche Pflanzen sich als Begrünung besonders eignen.

Richard Sanz und Karl Schefer
Richard Sanz (Bodegas Menade) und Karl Schefer vor der Vinothek des Weinguts.

Montag, 8. Juni, Nachmittag
Gumiel de Izan, 26 °C, sonnig
Wir reisen weiter in die benachbarte, hochgelobte Rotweinregion Ribera del Duero. Auf rund 1000 m ü.M. liegt das Weingut Basconcillos. Wir werden von Betriebsleiterin Maria José und Kellermeister Francisco Barona empfangen. Franciscos Begeisterung für den biologischen Weinbau ist ansteckend. Er erklärt uns die unterschiedliche Bodenbeschaffenheit auf engstem Raum. Aufgrund seiner Ausführungen können wir gut nachvollziehen, weshalb die Rebparzellen nicht ganzflächig, sondern nur partiell begrünt sind. Die Weinberge wirken wie aus dem Bilderbuch, mit Hilfe modernster technischer Hilfsmittel wird hier nichts dem Zufall überlassen. Der Rundgang durch den Weinkeller lässt dann erst recht das Herz jedes Weinliebhabers höher schlagen. Hier entstehen der Dominio Basconcillos Roble und zahlreiche weitere Weine. Die Fassproben der neuen Jahrgänge sprechen für sich. Besonders spannend ist der Vergleich zwischen Weinen, die auf verschiedenen Böden reifen.

Im Barrique-Keller von Basconcillos lagern einige edle Tropfen.
Im Barrique-Keller von Basconcillos lagern einige edle Tropfen.

Dienstag, 9. Juni
Felechosa, 21 °C, regnerisch
Heute lassen wir Wein für einmal Wein sein, fahren weiter nordwärts und besuchen in Asturien Luisa Fernandez Alonso, Besitzerin der Bio-Imkerei Artesanos de Cuevas in Felechosa. Von hier stammen verschiedene feine Honige im Delinat-Sortiment: der Edelkastanienhonig, der Tausendblütenhonig, der Eukalyptushonig und der Heidehonig. Die Gegend erinnert mich ein wenig an die waldigen Täler im Tessin. Es ist kühl und bewölkt in Felechosa. Bevor eine Gewitterwolke allzu bedrohliche Dimensionen annimmt, fahren wir auf steinigen und holprigen Strassen durch die Hügel zu den Bienenstöcken. Wir sehen nur vereinzelt Bienen, es ist zu kalt und zu nass. Das Wetter bereite Luisa heuer Sorgen. Sie befürchtet Ernteausfälle. Bis zu 30 Prozent sei keine Seltenheit, sagt sie. Wir nehmen nochmals ein Brise von der frischen Bergluft und fahren dann zurück ins Tal, wo uns Luisa zeigt, wie der Honig produziert wird.

Atencion Abejas - Vorsicht Bienen!
Atencion Abejas – Vorsicht Bienen!

Mittwoch, 10. Juni
Zamora, 18 °C, stürmisch
Wir widmen uns wieder unserem Kerngeschäft, dem Wein. Ein Blick in den Himmel verheisst auch heute nichts Gutes – Hundewetter ist angesagt. In Zamora empfängt uns Winzerin Maria Alfonso vom Weingut Volvoreta und führt uns durch die romantische Altstadt. An Zamoras ehemaliger Partymeile hat sich Maria mit einer Bar ein zweites Standbein geschaffen. Hier werden wir mit einem Glas Wein und feinen Häppchen verwöhnt. Später degustieren wir im Keller noch den Volvoreta Probus – ein Wein der selbst Weinguru Robert Parker ins Schwärmen gebracht hat. Auf einen Besuch der Weinberge müssen wir leider verzichten. Stürmische Regenschauer machen das Gelände unzugänglich.

Donnerstag, 11. Juni
Fermoselle und Villanueva del Conde, 20 °C, bewölkt
Zum Abschluss unserer Reise besuchen wir westlich von Zamora hart an der Grenze zu Portugal und weiter südlich in der Provinz Salamanca noch zwei neue, potenzielle Delinat-Weingüter. Die Zukunft wird zeigen, ob es Weine dieser Winzer ins Delinat-Sortiment schaffen. Ich bin gespannt.

Am nächsten Tag setzen Astrid und Karl Schefer ihre Winzerreise durch Portugal fort. Zusammen mit David Rodriguez trete ich die Heimreise ab Salamanca an. Ich nehme viele Eindrücke und Erkenntnisse mit nach Hause, die mir für meine Tätigkeit im Delinat-Kundendienst sehr nützlich sein werden.