WeinLese 56: Editorial

Guter Wein preist sich selbst, will uns obiges Sprichwort sagen. Vor über 20 Jahren haben Josep Maria Albet i Noya, mittlerweile der erfolgreichste Biowinzer Spaniens, und seine Kellermeisterin Marga Torres in Katalonien mit dem Vinya Laia eine neue Weinstilistik begründet.

Sie haben schon damals ihren Reben ein ökologisch intaktes Umfeld mit reicher Biodiversität geboten, haben sich bei der Assemblage alle Freiheiten genommen, haben auf in Spanien gängige Standards wie Crianza oder Reserva verzichtet und stattdessen eigene Massstäbe für den Ausbau im Barrique gesetzt.

Der erste Vinya Laia, mitinitiiert von Delinat und benannt nach der Tochter von Marga Torres, trägt den Jahrgang 1996. Seither überzeugt der elegante Tropfen mit seinem unvergleichlichen mediterranen Charme eine grosse Fangemeinde. Lesen Sie in unserer Reportage, wie es in enger Zusammenarbeit gelungen ist, diesen beliebten Wein über all die Jahre immer noch einen Tick besser zu machen und ihm beim Jubiläumsjahrgang 2016 die Krone aufzusetzen.

Ich wünsche Ihnen viel Lese- und Trinkspass, vielleicht bei einem Glas Vinya Laia.

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Feliz cumpleaños Vinya Laia

Es gibt Weine, denen haftet etwas Magisches an: Der Vinya Laia vom Weingut Albet i Noya im Penedès ist so ein Tropfen. Seit 20 Jahren begeistert er Liebhaber von Weinen mit südlichem Charme. Der Jubiläumsjahrgang 2016 ist die Krönung!

Ein Schmunzeln huscht über das Gesicht von Josep Maria Albet i Noya, wenn er an die enormen Vorurteile denkt, die in den 1980er- und 1990er-Jahren in Spanien gegenüber Bioweinen vorherrschten. Mit dem exklusiv für Delinat erzeugten Vinya Laia sollte eine Wende herbeigeführt werden. Ziel war ein Wein, der die drei Dimensionen Tradition, Moderne und Bio harmonisch vereint. Ein mediterraner Wein mit kurzem Ausbau im Barrique, aber ohne Ambitionen auf gängige Bezeichnungen wie Crianza oder Reserva. Rasch zeigte sich, dass Josep Maria Albet i Noya und seine Kellermeisterin Marga Torres mit ihrer neuen Cuvée goldrichtig lagen. Der Vinya Laia gewann schnell die Gunst der Delinat-Kunden und galt fortan als Botschafter einer neuen katalanischen Weinstilistik. Die Krönung ist der Jubiläumsjahrgang 2016. Die älter gewordenen Reben, an denen weniger, aber qualitativ höherwertige Trauben reifen, Ertragsoptimierungen, strengere Traubenselektion, grosse Erfahrung im Barriqueausbau und längere Reifezeit des Weines haben dazu geführt, dass die Qualität nochmals gestiegen ist. Noch nie hat der Vinya Laia so viel Eleganz, Vielschichtigkeit, Tiefe und Harmonie verströmt wie mit dem Jahrgang 2016. Ein Genusswein für jeden Tag genauso wie zum Fest. Feliz cumpleaños Vinya Laia!

«Bereits im Winter setzen wir im Rebberg einen ersten Qualitätsmassstab, indem wir mit einem sanften Rebschnitt die Ertragsmenge beschränken und die Gesundheit der Weinstöcke stärken», erklärt Josep Maria Albet i Noya. Im Verlaufe der Vegetationsperiode gibt es dann weitere Möglichkeiten, ertragsregulierend einzugreifen. Ein klassisches Instrument ist die Grüne Lese im Sommer. Dabei werden noch vor dem Farbumschlag qualitativ schlechtere Trauben gezielt herausgeschnitten. Diese Massnahme hat zur Folge, dass der Rebstock seine Energie auf die verbleibenden Trauben konzentrieren kann und diese so gehaltvoller und aromatischer werden. Denselben Effekt hat auch das Entfernen von Geiztrieben und der Blätter im Bereich der Trauben.

Beim erfolgreichsten Biowinzer Spaniens werden alle in reicher Biodiversität gereiften Trauben von Hand zum optimalen Reifezeitpunkt gelesen. Besonders wichtig sind bei roten Trauben schön ausgereifte Phenole. Fleissige Erntehelfer schneiden die Trauben im Herbst unter strahlender Sonne von den Rebstöcken und legen sie sorgfältig in kleine Kisten. Das ist die schonendste Art zu ernten, denn durch das kleine Füllgewicht kommt es zu weniger Saftauslauf, und die Gefahr von Oxidation und Bakterienbefall wird minimiert. Indem nur gesundes, vollreifes Traubengut in die Kiste gelangt, findet auch bereits eine erste Selektion im Rebberg statt.

Bevor die frisch geernteten Trauben in den Keller kommen, müssen sie dem prüfenden Blick von Kellermeisterin Marga Torres standhalten. Die erfahrene Önologin hat nicht nur ein geschultes Auge, sondern auch ein feines gustatorisches Gespür. Dass ihr mit dem Vinya Laia Jahr für Jahr ein Wein gelingt, der bei vielen Delinat-Kunden Kultstatus geniesst, freut sie enorm: «Für mich als Önologin ist es eine grosse Genugtuung, dass sich dieser Wein über so viele Jahre derart grosser Beliebtheit erfreut.»

Nach der Feinselektion am Selektionstisch, wo Stile, Blätter, grüne oder trockene Beeren oder auch Insekten von Hand herausgefischt werden, werden die Traubenbeeren mittels einer spiralförmigen Schnecke sanft in den Gärtank transportiert. Jetzt nehmen Hefen, die aus den eigenen Rebbergen selektioniert werden, ihre Arbeit auf. Schon bald beginnt die Maische schonend zu gären. Unter strenger Temperaturkontrolle werden Aromen und Tannine über mehrere Wochen extrahiert und der Zucker in Alkohol und Kohlensäure umgewandelt.

Im Barriquekeller reift der Wein seiner Vollendung entgegen. Kleine, gebrauchte Holzfässer aus französischer Eiche verfeinern insbesondere die Tannine, derweil ihm neue Barriques aus amerikanischer Eiche feine Röstaromen nach Kaffee, Mokka und Vanille verleihen. Die gesamte, rund zwölfmonatige Barriquereife wird von der Kellermeisterin und vom Winzer persönlich überwacht. Regelmässig nimmt Josep Maria Albet i Noya mit der Pipette Proben aus den Fässern. Gestützt darauf wird entschieden, wann der Wein seine vollständige Reife und Harmonie erreicht hat und in Flaschen abgefüllt werden kann.

Der Vinya Laia hat schon manche kulinarische Nagelprobe mit Bravour und ohne Abstriche bestanden. Eleganz und Komplexität machen diese mediterrane Cuvée zu einem idealen Begleiter von verschiedenen Gemüsevariationen und unterschiedlich zubereiteten Fleischgerichten. Aber auch zu den beliebten Tapas passt er perfekt.

Ein alter Freund mit neuem Charme

Den Vinya Laia kenne ich nun schon seit 20 Jahren. Es ist ein Wein, über den man vielleicht nicht so viel spricht, den man aber immer gerne trinkt. Und das ist objektiv betrachtet viel besser, als wenn es umgekehrt wäre … Als die erste Selektion dieses Weins in den Barriques reifte, kam Laia Torres zur Welt, die Tochter der Albet-i -Noya-Kellermeisterin Marga Torres. Die Önologin hatte in diesem Jahr also sozusagen zwei Neugeborene zu betreuen. Was lag da näher, als dem Wein den gleichen Namen zu geben wie der Tochter. Jetzt sind beide Laias erwachsen geworden, haben aber glücklicherweise ihren ursprünglichen Charakter behalten. Ja, beide haben sich prächtig entwickelt. Laia, die junge Frau im Penedès, hat übrigens eben ihre Abschlussarbeit am Gymnasium über einen «homemade Merlot» geschrieben. Und ihr Namensvetter, der Wein? Auch der enthält neben Cabernet Sauvignon und Garnacha einen Anteil Merlot, womit sich der Kreis schliesst. Für den 2016er-Jahrgang wurden die Trauben noch strenger selektioniert als zuvor. Zudem wurde der Ausbau in neuem Eichenholz behutsam erhöht. Das Resultat ist ein überaus eleganter Wein mit mediterranem Charme. Er hat deutlich an Komplexität dazugewonnen, ohne dabei seine trinkige Frische zu verlieren. Wir finden in der Nase verführerische Aromen von Waldbeeren, Cassis, aber auch Heidelbeeren, Garrigue-Kräuter und sehr gut integrierte Würznoten. Auch im Gaumen schwingt viel Frucht mit. Das feinkörnige Tannin und die saftige Säure verleihen diesem samtig anmutenden katalanischen Gewächs eine animierende Beschwingtheit.

Thomas Vaterlaus ist Chefredaktor des Weinmagazins VINUM und Mitinhaber der Agentur mettler vaterlaus gmbh in Zürich. Seit vielen Jahren ist er auch regelmässiger Gastautor der WeinLese. In der allerersten Ausgabe vom Januar 2006 schrieb er unter dem Titel «Die doppelte Laia» eine erste grosse Reportage über den Vinya Laia.

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Ofengemüse schmeichelt dem Jubilar

Es war 1997: Winzertreffen auf Château Duvivier in der Provence. Ich traf einen Winzer aus Katalonien. Ein sympathischer Typ mit Pferdeschwanz und gewinnendem Lächeln: Josep Maria Albet i Noya. Er sei eben daran, zusammen mit seiner Önologin Marga Torres für Delinat einen neuen Wein zu erschaffen. Sein Name: Vinya Laia, benannt nach Margas Tochter Laia. Später erfuhr ich, dass es sich um eine Premiere handelt. Ein hochklassiger Rotwein, ausgebaut im Eichenholzbarrique.

2016 ist also ein Jubiläumsjahrgang: 20 Jahre sind seit seiner Geburt vergangen, und noch immer ist er einer der Lieblingsweine der Delinat-Kundinnen und -Kunden. Mein erster Eindruck: wunderbar fruchtig, mit Noten von Gewürzen; am Gaumen weich und rund mit angenehmem Tannin. Ein eleganter, lange nachklingender Wein.

Ich freue mich auf ein zweites Glas zu einem feinen Essen. Jetzt im Herbst fällt der Entscheid rasch: verschiedene Saisongemüse, im Ofen geschmort. Ich wähle goldene und rote Bete (Randen), verschiedenfarbige Karotten, Pastinaken und Knollensellerie und backe sie im Ofen.

Erwartungsvoll koste ich die einzelnen Gemüse und nehme immer wieder einen Schluck Vinya Laia. Toll: Sellerie, Karotten und goldene und rote Bete harmonieren prächtig mit dem Wein. Sein Tannin wird noch feiner, seine Frische verleiht dem Gemüse zusätzlichen Pfiff.

Stimmige Umgebung

Apropos Höchstform: Manchmal schmeckt uns ein Wein überhaupt nicht, dann wieder himmlisch gut. Rasch sucht man den Grund beim Essen, das man dazu geniesst – oder bei der eigenen Stimmung. Klar, beide beeinflussen, wie wir einen Wein empfinden. Aber es gibt noch andere Gründe. So die Zimmertemperatur: In einem kühlen Raum verkrampfen wir uns, der Wein will uns nicht schmecken. In überhitzter Umgebung steigt uns der Alkohol rasch zu Kopf. Und bei Lärm sind unsere Sinne so blockiert, dass der beste Wein banal wirkt.

Ein Wein zum Lagern

Natürlich ist auch die Weintemperatur entscheidend: Den Vinya Laia 2016 mag ich bei 17–18 Grad. Kälter würde sein Tannin zu ungestüm. Gereifte Jahrgänge wirken bei 15–16 Grad frischer und fruchtiger. Gerne geniesse ich diesen Wein aus einem Bordeauxglas: gewölbt und dünnwandig. In einem zu kleinen Glas mit enger Öffnung können sich die Aromen nicht entfalten.

Lohnt es sich, den Vinya Laia 2016 zu lagern? Ich meine ja, denn der Wein verändert sich mit den Jahren. Seine Aromen werden reifer, das Tannin noch runder, und seine Säure hält ihn gut sechs, sieben Jahre frisch. Ich notiere jeweils kurz meine Eindrücke zu jedem Wein und staune immer über die unterschiedlichen Bemerkungen, wenn ich nach Jahren die Notizen wieder lese.

WeinLese-Angebot
Jubiläumspaket Vinya Laia 2016

Der Vinya Laia aus dem Hause Albet i Noya in Katalonien ist der erfolgreichste Delinat-Wein. Seit 20 Jahren steht er ganz oben in der Gunst unserer Kundinnen und Kunden. Ein guter Grund, gemeinsam mit Ihnen zu feiern.

Zum Jubiläumspaket mit 12 Flaschen schenken wir Ihnen eine Magnum-Flasche Vinya Laia 2016. Die Magnum-Flasche Vinia Laia wurde speziell für das Jubiläumsangebot abgefüllt. Bitte haben Sie Verständnis, dass diese nicht einzeln bestellt werden kann.

Das Jubiläumspaket mit 12 Flaschen kostet
CHF 183.60 (statt CHF 204.–)
€ 145,80 (statt € 162,–)

Angebot gültig bis 5. Jan. 2020 oder solange Vorrat reicht.

–> Zum Angebot

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Referat und Degustation «schwefelfreie Weine» mit Marga Torres und Josep Maria Albet i Noya

Der Mistral bläst uns mit 8 Beaufort um die Ohren. Auf dem geschützten Lido-Deck sitzen interessierte Gäste in warmen Jacken um die Tische und hören gespannt zu, wie Marga Torres (Kellermeisterin auf dem Weingut Albet i Noya) einen geschichtlichen Überblick über die Konservierung von Wein gibt. Wie die alten Ägypter mit konservierenden Pflanzen arbeiteten. Wie die Griechen den Wein mit Baumharzen versetzten (eine Methode, die beim Retsina auch heute noch praktiziert wird), die Römer schliesslich Schwefel verbrannten und wie im mittelalterlichen Europa Blei hinzugefügt wurde. Oder auch wie Mönche in der Champagne Zucker anstatt Blei verwendeten, dieser in der Flasche nachgärte und ganz nebenbei die Herstellung des Champagners erfunden wurde.

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Zum Glück muss Marga auf keine dieser Methoden zurückgreifen, um ihren schwefelfreien Wein zu machen. Nachfolgend die wichtigsten Punkte:

  1. Auswahl einer der besten Xarel.lo-Parzellen
  2. Absolut gesundes Traubengut
  3. sorgfältig ausgewählter Erntezeitpunkt. Die Trauben dürfen weder zu grün noch allzu reif sein (wichtig für die Säurestruktur)
  4. hygienische Verarbeitung
  5. Pressung der Trauben unter Ausschluss von Sauerstoff
  6. Mostklärung unter CO2 Atmosphäre
  7. Ausbau im Barrique auf der Feinhefe
  8. Barrique wird spundvoll gemacht und verschlossen
  9. Barrique wird regelmässig gedreht, damit die Feinhefen sich mit dem Wein vermischen
  10. Nach dem Ausgabu folgt eine leichte Filtration und anschliessend die Abfüllung

Eine andere Möglichkeit ist, dem Jungwein Zucker und Hefe beizusetzen und ihn in eine Schauweinflasche zu füllen, wo eine Flaschengärung stattfindet und so ein Schaumwein ohne Zusatz von Sulfiten entsteht.

Überrascht sind die Gäste von den knackigen Mustern ohne Sulfite, welche Marga mitgebracht hat. Die Säure, so Marga, ist ein unterstützendes Element bei der Haltbarkeit der Weine. Leider haben wir aktuell noch keine schwefelfreien Weine von Albet i Noya und Marga Torres im Sortiment.

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Wie Marga ausführt, gibt es auch noch eine andere Methode, die auf dem entgegengesetzten Prinzip funktioniert. Der Wein wird absichtlich mit Sauerstoff versetzt. Dadurch oxidieren entsprechende Inhaltsstoffe und der Trub wird an die Oberfläche geschwemmt, wo er abgeschöpft wird. Nun beginnt die Gärung und der Wein kann je nach Stilwunsch im Stahltank oder im Barrique ausgebaut werden. Diese als Hyperoxidation bezeichnete Methode hat den Vorteil, dass der Wein bereits oxidationsstabil ist und deshalb keine Sulfite mehr benötigt. Allerdings verändert sich das Aromabild des Weins doch sehr. Besonders gelungene Vetreter dieser Methode sind der NOSSO der Bodega Menade und der Castello Tassarolo Titouan – Senza SO2 vom Weingut Castello di Tassarolo (beide Weine an Lager).

Und schon klingelt der Bordsteward zum Aperitif!

Logbuch der «Sea Cloud»-Reise, April/Mai 2016

  1. Vorbereitung auf eine Traumreise
  2. Genusserlebnisse auf Mallorca
  3. Wiedersehen mit der Sea Cloud – neuen Ufern entgegen
  4. Live von der Sea Cloud: Besuch bei Albet i Noya
  5. Referat und Degustation «schwefelfreie Weine» mit Marga Torres und Josep Maria Albet i Noya
  6. Stürmisches Wetter und frische Austern
  7. Marseille, Bordmusik und Landausflüge
  8. Ein entspannter Genusstag vor St.Tropez
  9. Aller Abschied fällt schwer

Alle Bilder der Reise