Auf ein Glas mit … Franz Link

Seit bald fünf Jahren fertigen 26 Menschen mit psychischer Erkrankung oder geistiger/körperlicher Behinderung bei der Lebenshilfe Lörrach e.V. die DegustierService-Pakete von Delinat. Franz Link ist mit einem weiteren Kollegen als zuständiger Leiter der Arbeitsgruppe seit Anbeginn dabei. Bei einem Glas Wein unterhielten wir uns mit ihm über dieses erfolgreiche Projekt.

Franz Link, erinnern Sie sich, wie es zu dieser Zusammenarbeit zwischen Delinat und der Lebenshilfe Lörrach gekommen ist?
Franz Link: Ja, an diese Zeit kann ich mich noch gut erinnern. Delinat hatte beschlossen, in Grenzach ein neues Zentrallager zu eröffnen und den Weinversand nicht mehr durch ein Logistikunternehmen, sondern selbst zu organisieren. Anschliessend wurden wir angefragt, ob wir uns vorstellen könnten, bei diesem Projekt mitzumachen und die DegustierService-Pakete für Delinat zu fertigen. Ich habe daraufhin innerhalb der Lebenshilfe Mitarbeitende gesucht, die sich dafür interessieren. Auf Anhieb haben sich über ein Dutzend Personen gemeldet.

Franz Link fertigt mit einer Gruppe von 26 Menschen mit psychischer oder körperlicher und geistiger Behinderung seit fünf Jahren die DegustierService-Pakete für Delinat in Lörrach-Brombach.
Franz Link fertigt mit einer Gruppe von 26 Menschen mit psychischer oder körperlicher und geistiger Behinderung seit fünf Jahren die DegustierService-Pakete für Delinat in Lörrach-Brombach.

Und dann haben Sie diesen Auftrag definitiv angenommen?
Wir wussten zunächst nicht, ob unser Vorhaben wirklich umsetzbar ist und ob es funktionieren würde. Aus diesem Grund nahmen wir im Herbst 2018 zuerst einen Probeauftrag an. Dieser fiel zur Zufriedenheit von Delinat aus. Wir erhielten daraufhin die definitive Zusage und können seit Januar 2019 die DegustierService-Pakete mit einer Gruppe von 26 Mitarbeitenden fertigen.

Die Arbeitsgruppe arbeitet exklusiv für Delinat. Wie hat sich das Projekt über die letzten fünf Jahre entwickelt?
Es hat ein erstaunlicher Prozess stattgefunden. Wir haben uns gut eingearbeitet und das Team, das zu 90 Prozent aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besteht, die schon von Anfang an dabei waren, ist nach wie vor motiviert. Die Abläufe sind inzwischen zur Routine geworden, sodass wir heute durchaus noch Potenzial haben, etwas mehr Pakete zu fertigen. Wenn Delinat also noch ein paar Weinabos mehr verkaufen kann, haben wir nichts dagegen.


Persönlich
Franz Link wurde 1969 in Nordhessen geboren, ist dort aufgewachsen und absolvierte eine handwerkliche Ausbildung. Anfang der 1990er-Jahre liess er sich in Heidelberg zum staatlich anerkannten Arbeitserzieher ausbilden. Als solcher war er 15 Jahre im psychiatrischen Bereich und in verschiedenen Werkstätten tätig, ehe er vor 10 Jahren zur Lebenshilfe Lörrach kam. Die Lebenshilfe Lörrach wurde 1964 von engagierten Eltern geistig behinderter Kinder als Selbsthilfeorganisation gegründet. Neben Förderangeboten für Kinder und ihre Familien bietet der gemeinnützige Verein auch Arbeitsplätze und Betreuung für Erwachsene mit geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen an. Franz Link ist hier als Gruppenleiter tätig. Er betreut die exklusiv für Delinat tätige Gruppe, die seit fünf Jahren die DegustierService-Pakete fertigt. Franz Link lebt zusammen mit seiner Familie in Lörrach und ist in seiner Freizeit gerne draussen unterwegs. Pilze sammeln und Gartenarbeit gehören zu seinen grossen Leidenschaften.

Was ist Ihre Aufgabe als Gruppenleiter?
Die grösste Herausforderung ist die Koordination der Gruppe. Es gilt, stets vorauszudenken, um das ganze Konstrukt am Laufen zu halten. Für uns Gruppenleiter ist es oft ein herausfordernder, aber auch ein dankbarer Job.

Gibt es nie Probleme oder Zwischenfälle?
Im ganzen Produktionsablauf sind Kontrollen eingebaut. Wenn irgendwas nicht stimmt, meldet sich sofort jemand, und wir können korrigierend eingreifen.

Und Stress?
Höchstens, wenn das Band stillsteht. Das mag erst mal komisch klingen, stellt für uns jedoch eine der grössten Herausforderungen dar. Durch die Kombination von Menschen mit Behinderung und Mitarbeitenden mit psychischen Erkrankungen haben wir eine hohe Gruppendynamik, was zwangsweise mitunter zu Stresssituationen führen kann. Wir als Gruppenleiter haben dann nicht nur darauf zu achten, dass Delinat am Ende ein perfektes Paket bekommt, sondern werden auch in unserer Funktion als Betreuer gefordert. Für unsere Mitarbeitenden sind wir nicht selten Ansprechpartner für fast alle Lebenslagen. Das gehört einfach zu unserem Beruf dazu.

Gibt es spezielle Erinnerungen oder Anekdoten aus der Zusammenarbeit mit Delinat?
In Erinnerung bleibt definitiv der herausragende Besuch des Weinguts Lenz im Thurgau. Delinat-Gründer Karl Schefer hat im Juli 2019 unsere gesamte Arbeitsgruppe zu diesem Ausflug eingeladen, um zu zeigen, wie Delinat-Wein angebaut wird (siehe Artikel «Motiviertes Päckli-Team»). Das war ein Erlebnis, das allen nachhaltig und schön in Erinnerung geblieben ist.

Die Lebenshilfe Lörrach zu Besuch bei Roland Lenz.
Die gesamte Arbeitsgruppe war im Juli 2019 zu Besuch bei Delinat-Winzer Roland Lenz.

In den vergangenen fünf Jahren haben Sie erlebt, wie viele tausend Flaschen Wein verpackt worden sind. Trinken Sie selbst auch ab und zu ein Glas Wein?
Ich muss zugeben, ich bin eher ein Biertrinker. Aber gelegentlich gönne ich mir auch gerne gemeinsam mit meiner Frau ein Glas Wein. Weisswein und fruchtige Rosés gehören hier zu meinen Favoriten.

Legen Sie Wert auf Wein, der im Einklang mit der Natur erzeugt wird?
Ich war schon immer ein sehr naturverbundener Mensch, dem unsere Umwelt am Herzen liegt. Jedoch hat sich mein Bewusstsein für Nachhaltigkeit, insbesondere in Bezug auf die Produktion von Wein, seit der Zusammenarbeit mit Delinat verstärkt.

Mein Lieblings-Rosé kommt zufällig vom Weingut Lenz in der Ostschweiz, das wir im Sommer 2019 besucht haben. Der hat für mich eine sehr beerige, fruchtige und erfrischende Note und passt hervorragend zu einem Sommerabend im Garten.

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-> Zum Wein

Motiviertes Päckli-Team

Seit einem Jahr werden die DegustierService-Pakete von der Lebenshilfe Lörrach gefertigt. Damit haben 26 Personen mit geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen eine sinnvolle Arbeit gefunden.

Lebenshilfe Lörrach zu Besuch beim Weingut Lenz

Die Lebenshilfe Lörrach wurde 1964 von engagierten Eltern geistig behinderter Kinder als Selbsthilfeorganisation gegründet. Neben Förderangeboten für Kinder und ihre Familien bietet der gemeinnützige Verein auch Arbeitsplätze und Betreuung für Erwachsene mit geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen an. Als Delinat 2019 den Weinversand wieder in die eigenen Hände nahm und in Grenzach ein neues Zentrallager eröffnete, kam Karl Schefer auf die Idee, mit der nahe gelegenen Lebenshilfe Lörrach zusammenzuarbeiten und ihr die Fertigung der DegustierService-Pakete zu übertragen. «Einerseits passen wir von der Philosophie her sehr gut zusammen, andererseits erscheint mir das eine geeignete Aufgabe für Leute mit derartigen Behinderungen», so Karl Schefer.

Mit Freude bei der Arbeit

Lebenshilfe Lörrach beim Einpacken der DegustierService-Pakete
Karl Schefer besucht immer wieder gerne das Päckli-Team der Lebenshilfe Lörrach. Dabei wird er immer wieder begeistert auf den Ausflug auf das Weingut Lenz angesprochen.

Bei der Lebenshilfe war man dankbar für das Angebot. Schon bald danach, im Oktober 2018, wurde ein Probelauf in der Logistikhalle der Firma Reissner in Lörrach durchgeführt. Dieser verlief erfolgreich, sodass die neue Aussenarbeitsgruppe «Delinat» ins Leben gerufen wurde und seit Januar 2019 sämtliche DegustierService-Pakete fertigt. Das Team ist mittlerweile auf 26 Personen angewachsen. Tagein, tagaus geht es emsig zu und her in der Lagerhalle. Mit dem DegustierService ist die 26-köpfige Arbeitsgruppe das ganze Jahr über ausgelastet. Die bisherigen Erfahrungen beurteilen die beiden Gruppenleiter Franz Link und Andreas Gassmann als «sehr positiv». Natürlich gebe es auch mal Stimmungsschwankungen, «aber die Leute haben sich erstaunlich schnell gefunden und harmonieren gut.» Um die Mitarbeitenden nicht unter Druck zu setzen, werden an allen Arbeitsstationen genügend Puffer eingebaut. «Geschwindigkeit ist bei diesem Auftrag zum Glück kein Kriterium. Für die Paketfertigung bleibt genügend Zeit, sodass die Leute das Tempo mehr oder weniger selber vorgeben können», erklärt Andreas Gassmann.

Erwartungen übertroffen

Team-Mitglieder der Lebenshilfe Lörrach

Wie gut es funktioniert und wie locker die Stimmung im Team ist, erlebten Delinat-Chef Karl Schefer, seine Tochter Arina und Marketingchef Michel Fink anlässlich eines Besuchs im vergangenen November. Das ganze Team war gut gelaunt an der Arbeit, gab gerne Auskunft über die Arbeit, und alle posierten mit Freude für den Fotografen. «Nach einem Jahr können wir feststellen, dass alles viel besser läuft, als wir es erwarten durften. Es gibt weniger Fehler, und das Team ist viel zufriedener als bei unserem vorherigen Dienstleister. Das gibt auch uns ein deutlich besseres Gefühl.» Nach den ersten sechs Monaten hat Karl Schefer das Lebenshilfe-Team zu einem eintägigen Besuch auf dem Weingut Lenz in Iselisberg im Thurgau (CH) eingeladen und persönlich gezeigt, wie Delinat-Wein angebaut wird. Der Besuch im Juli 2019 bei strahlendem Wetter hat die Leute begeistert und wirkt noch heute nach. Sobald der Delinat-Chef sich in der Halle blicken lässt, wird er freudig begrüsst und in Erinnerung an den Ausflug verstrickt. Es ist augenfällig, dass das Packen der Weine seit dem Besuch im Thurgau doppelt Spass macht.