Auf ins Alentejo

Das schmucke Hotel Solar dos Mouros, direkt unterhalb der Zitadelle ist eine sympathische Bleibe für Lissabon-Besucher. Hier werden wir am Morgen vom Winzerpaar António Lopes Ribeiro und Sara Dionísio abgeholt. Wir fahren südostwärts ins Alentejo. «Die Korken, die hier für die ganze Welt produziert werden, waren früher praktisch der einzige Bezug zum Wein», erzählt António auf der Fahrt vorbei an ausgedehnten Korkeichenwäldern. Seit 1990 wird im Alentejo nun auch im grossen Stil Wein angebaut.

Deutsch-Portugiesische Partnerschaft

Antonio und Sara arbeiten im Alentejo mit verschiedenen Partnerwinzern zusammen. Einer von ihnen ist der 70-jährige Allgäuer Dietmar Ochsenreiter. Er führt die Herdad dos Lagos nahe der Stadt Béja. Besitzer des rund 1000 Hektar grossen Guts ist ein anderer Deutscher: Der Bremer Reeder Horst Zappenfeld hat sich hier 1980 einen Traum erfüllt. Vorbei an Getreidefeldern, Schafweiden und Johanniskrauthainen gelangen wir auf das Weingut. Erst vor fünf Jahren wurden hier 25 Hektar Getreideland für Rebbau geopfert.

Weinberg Portugal

Gemeinsam verkosten António Lopes Ribeiro (links), Dietmar Ochsenreiter (Mitte) und Emil Hauser (rechts, Einkäufer Delinat) die Weintrauben kurz vor der Ernte.

Dietmar bewirtschaftet den Weinberg aus Überzeugung biologisch: «Hier ist es fast immer heiss und trocken. Kupfer und Schwefel als Pflanzenschutzmittel brauchen wir praktisch nicht», erzählt er und wischt sich unter sengender Sonne den Schweiss von der Stirn. Was es dagegen braucht, ist Wasser. Das kommt aus den idyllisch von Schilf umgebenen Stauseen, wo das spärliche Regenwasser aufgefangen und gespeichert wird.

Schilfsee im Alentejo

Im Alentejo sind Niederschläge ein rares Naturereignis. Nur wer sie nutzt und in Staubecken sammeln und speichern kann, hat genügend Wasser für die Landwirtschaft verfügbar.

Um der sengenden Mittagshitze etwas zu entfliehen, flüchten wir in ein einfaches Restaurant mit guter, bäuerlicher Küche. Auf den Tisch kommt auch die eine oder andere Flasche alr Azinho. Diesen Rotwein keltert António Lopes Ribeiro aus einheimischen Traubensorten des Weingutes Herdad dos Lagos.

Landgasthof Monte do Chora-Cascas:
Sónia Estima Marques
Apartado 296
7050-013 Montemor-o-Novo
www.montechoracascas.com
Zwitschernde Vögel im Park und sanfte Pianomusik begrüssen den Gast am frühen Morgen. Sónia und ihr schwedischer Partner zeigen viel Geschmack bei der individuellen Gestaltung der Zimmer und Herzlichkeit im Umgang mit den Gästen.

Nach kurzer Siesta geht die Reise weiter nordwärts zum heimischen Weingut von António und Sara im Dão-Gebiet.

Alle Artikel der Portugalreise:
1. Tag: Auf den Spuren der Entdecker
2. Tag: Auf ins Alentejo
3. Tag: Zu Hause auf Casa de Mouraz
4. Tag: Viel Spektakuläres aus dem Douro

Hier finden Sie die aktuellen Weine aus Portugal ->

Wein von autochthonen Rebsorten: alr Azinho aus Portugal

Unser letzter Wein aus Portugal, der Caruma aus dem Dão, war ein durchschlagender Erfolg: Als der Wein beim MundusVini Weinpreis der Biofach mit Gold prämiert wurde, war er bei uns schon so gut wie ausverkauft. Für mich ein Anlass, mich eingehender mit dem Winzer zu unterhalten, der ein weiteres Projekt im Alentejo bearbeitet.

Bio-Weinbau inmitten von Steineichen

António Lopes Ribeiro (alr) bewirtschaftet nahe dem mittelalterlichen Städtchen Montemor-o-Novo die prächtige, rund 20 Hektar grosse Parzelle „Vinha das Amoras“, eingebettet in einer für das Alentejo typischen Buschlandschaft, umgeben von Steineichen.  Wenn die für das Alentejo typischen Steineichen in der Nähe eines Weinbergs stehen, kann man davon ausgehen, dass die Reben genügend Wasser in der Tiefe finden werden. 2004 stellte António den Weinberg auf biologischen Anbau um. Zur Steigerung der Weinqualität achtet António auf geringe Erträge, in 2008 gerade mal einen halben Liter pro Quadratmeter.

Spontanvergärung und sanfte Filtrierung

Die Reben der „Vinha das Amoras“ müssen ihre Wurzeln tief in den kalkhaltigen Kiesboden treiben, um mit den knapp bemessenen Niederschlägen und dem warmen, mediterranen Klima im Alentejo zurecht zu kommen. Die Trauben werden von Hand geerntet und in kleinen Bütten schonend zum Weingut gebracht. Nach dem Entrappen vergären die Trauben spontan mit ihren natürlichen, im Weinberg vorkommenden Hefen.

António vinifiziert seine Traubenmoste separat, um den Sortencharakter optimal herausarbeiten zu können. Sobald sich die Moste durch Gravitation natürlich geklärt haben, wird die Assemblage bestimmt. Der Jungwein reift während 12 Monaten im Stahltank. Um seinen ursprünglichen Charakter sowie seine Aromenfülle zu bewahren, wird er vor der Abfüllung nicht geschönt und nur sanft filtriert.

Das Resultat des heissen Klimas und der schonenden Verarbeitung, alr Azinho 2008, (Azinho = portugiesisch für „Gruppe von Steineichen“) begeistert mit grosser Gaumenfülle, Extraktsüsse und feinen Mandelnoten.

Autochthone Rebsorten in Portugal – ein Entdecker-Paradies

Der traditionsbewusste Winzer legt bei all seinen Weinen den Schwerpunkt auf autochthone, also ortstypische Sorten; so betont er die Typizität der Weine. Autochthone Rebsorten wie Aragonês, Alicante Bouschet, Trincadeira oder die Touriga Nacional sind  besser an die Gegebenheiten der Region angepasst als die international üblichen Rebsorten. Die Selektion für Delinat wird mit einem Schuss Cabernet Sauvignon abgerundet.

Ein interessantes Detail bilden dabei die Tinta Roriz, die im  Caruma verwendet wird, und die Aragonês: Sie sind identisch, nur die Bezeichnung dieser Sorte variiert in Portugal von Region zu Region. Zudem sind sie mit der spanischen Tempranillo sehr eng verwandt. Dessen ungeachtet tummeln sich in Portugal mindestens 200 wirklich autochthone Traubensorten: ein überaus reichhaltiger Gaumenschmaus für den Weinliebhaber, ein „Wahnsinn“ für den Ampelographen, der die Traubensorten bestimmen und zuordnen muss. Der Hunger von Entdeckernaturen wird in Portugal auf jeden Fall vollkommen gestillt!

Hier geht’s zum alr Azinho im Delinat-Webshop!