Aus der Schatzkammer der Delinat-Winzer

Premium-Rotwein heisst das neue Wein-Abo. Es handelt sich um limitierte Liebhaberweine aus den Schatzkammern der Delinat-Winzer. Das Startpaket enthält drei edle Raritäten aus Italien, Spanien und Frankreich.

Immer wieder stossen die Delinat-Einkäufer bei den Winzern auf Raritäten und Spitzencrus aus besonderen Lagen und Jahrgängen. Gleichzeitig ist seit Längerem bei vielen Kundinnen und Kunden der Wunsch nach Weinen im Premium- Segment spürbar. So entstand die Idee für das neue Abo Premium-Rotwein. Diese Spitzencrus müssen, wie alle Delinat- Weine, den strengen Selektionsprozess durchlaufen und Delinat-zertifiziert sein. Zahlreiche Blind- und Vergleichsdegustationen mit Konkurrenzweinen in höheren Preislagen haben gezeigt, dass auch in diesem Segment viel Potenzial für ein überdurchschnittliches Preis-Genuss-Verhältnis vorhanden ist. Das neu zusammengestellte Startpaket mit drei streng selektionierten Raritäten aus Spitzenlagen, mit grossem Aufwand und Können erzeugt, in edelstem Holz gereift und nur in kleinen Mengen verfügbar.

Ein «Merlot-Amarone»

Der Orgno aus dem Hause Fasoli im Veneto wird wie ein Amarone hergestellt. Die besten Merlot-Trauben von 40-jährigen Rebstöcken werden nach der Handlese fast drei Monate auf Strohmatten im gut durchlüfteten Dachstock getrocknet. Die Saftausbeute wird klein, doch in den Beeren entwickeln sich konzentrierte, unvergleichliche Aromen. Durch eine lange und aufwändige, gleichzeitig aber sanfte Vinifikation wird diese Aromatik auf den Wein übertragen. Nach 15-monatiger Reife im Barrique entsteht ein vielschichtiger, kraft- und gehaltvoller Tropfen, von dem man sich wünschte, die Flasche möge nie leer werden.

Frankophiler Spanier

«Grosse Weine entstehen nur in grossen Jahren.» Getreu diesem Motto stellt Josep Maria Albet i Noya seine neue Spitzencru Verol nur in ausgezeichneten Jahren her. 2013 war das im Penedès der Fall. Die perfekt gereiften Cabernet- Sauvignon- und Syrah-Trauben der Toplagen Ton Gulart und Can Simón wurden als Letzte geerntet. «Es war im wahrsten Sinne des Wortes ein Rosinenpicken», blickt Josep Maria zurück. Gereift ist der edle Tropfen schliesslich zwei Jahre in neuen Eichenfässern verschiedener renommierter französischer Tonneliers. Die unterschiedliche Machart und die Toastungsgrade der Fässer erlaubten ein subtiles Spiel mit den Röstaromen. Wichtig war Josep Maria eine optimale Balance zwischen Frucht- und Röstaromen. Das ist hervorragend gelungen: ein komplexer, grossartiger Wein der schon jetzt, aber auch in vielen Jahren noch unvergleichlichen Trinkgenuss bietet.

Châteauneuf-du-Pape der Extraklasse

Die Brüder Daniel und Frédéric Coulon führen mit viel Liebe zur Natur in siebter Generation die renommierte Domaine de Beaurenard in Châteauneuf-du-Pape.

Die Spitzenlage Boisrenard gehört schon seit 1695 zum traditionsreichen Weingut und wird heute ausschliesslich mit dem Pferd bearbeitet. So wird jegliche Verdichtung des wertvollen Bodens vermieden. Die knorrigen, 70- bis 100-jährigen Rebstöcke ergeben nur noch kleine Erträge, aber die Trauben bestechen durch aussergewöhnliche Aromatik. Alle 13 für einen Châteauneuf-du-Pape zugelassenen Traubensorten werden bei optimaler Reife von Hand gelesen, sorgfältig selektioniert und gemeinsam im grossen Holzbottich vergoren. Nach 18-monatiger Reife im Eichenholzfass wird der Wein ungeschönt und unfiltriert auf die Flasche gezogen.

Ein Châteauneuf-du-Pape der Extraklasse – kraftvoll, aromatisch, terroirbetont und mit grossem Lagerpotenzial!

Das Weinpaket mit jeweils drei Raritäten wird zweimal im Jahr, jeweils vor Ostern und Weihnachten, direkt und portofrei an die Haustüre geliefert. Der Preis liegt zwischen 100 und 150 Franken, bzw. 90 und 130 Euro pro Paket.

Weitere Informationen: www.delinat.com/weinabo

Mein Favorit aus Norditalien: ein Valpolicella Ripasso

Mit vielen neuen Erfahrungen und einem Rucksack voller Weinwissen kam das Team des Kundenservice im Mai von der Weiterbildungsreise aus Italien zurück. Aus den vielen Degustationen haben die Bildungsreisenden ihre sechs Favoriten ausgewählt, die im neuen Probierpaket «Giro d’Italia» gebündelt erhältlich sind. Hier der Favorit von Robin Bazo, Depotleiter in Olten:

Die Brüder Fasoli arbeiten mit grosser Leidenschaft am Weinberg der Zukunft. Schon jetzt haben sie im Valpolicella ein kleines Paradies erschaffen. Mit dieser Motivation und ihren Erfolgen sind sie dabei, auch die konventionellen Nachbarn überzeugen: Ich habe den Eindruck gewonnen, dass diese schon bald mitmachen werden und einen Weinbau in reicher Biodiversität verfolgen.

Winzer und Depotleiter im Weinberg. Von links nach rechts: Amadio Fasoli, Pirmin Muoth und der Autor
Winzer und Depotleiter im Weinberg. Von links nach rechts: Amadio Fasoli, Pirmin Muoth und der Autor

Auf ihrem Weingut La Casetta erzeugen die Brüder eine grosse Vielfalt von Weinen, vom fruchtigen und leichten Valpolicella bis zum komplexen und wuchtigen Amarone. Was mich beeindruckt hat: Hier werden alle Weine gleich behandelt – mit viel Liebe nämlich! Zum Beispiel werden bei der Ernte die Trauben in mehreren Durchgängen gelesen und selektioniert, um nur reife Trauben zu ernten.

Ganz besonders fein finde ich den Ripasso La Casetta. Der Valpolicella Ripasso entsteht aus den gleichen Traubensorten wie der berühmte Amarone. Dem eher hellen Wein werden nach der Gärung ungepresste Traubenschalen aus der Amarone-Erzeugung beigefügt. So erhält er mehr Farbe, Tiefe und Dichte. Danach wird der Ripasso in grossen Holzfässern ausgebaut.  Mit seiner schönen Frucht und den würzigen Noten passt der Ripasso hervorragend zu frisch gemachter Pasta all’Arrabiata. Die hatten die Brüder Fasoli uns am Abend zu diesem Wein serviert. In der Nase und im Geschmack hat der Ripasso wirklich Ähnlichkeit mit dem Amarone, ist aber alltagstauglich: ein kräftiger Tropfen für jeden Tag, den man unkompliziert zu vielen (Pasta-)Gerichten kombinieren kann.

Weitere Empfehlungen der Bildungsreisenden:

Prosecco, Amarone und veronesische Gastfreundschaft

Die Norditalien-Reise des ganzen Teams bietet uns Kundenberatern nicht nur eine schöne Abwechslung, sondern auch einen vertieften, praxisnahen Einblick in die Philosophie unserer Winzer. Der letzte Tag führt uns ins Veneto:

Von der kühleren Maremma fahren wir in Richtung Veneto, wo uns sommerliches Wetter erwartet. Als erstes erreichen wir das Weingut Savian, wo uns Wiliam und sein Vater Arnaldo herzlich empfangen. Das Wetter hat gewechselt, aber auch die Landschaft hat sich verändert. Nach den Hügeln wie im Chianti ist es hier flach – und dementsprechend einfacher zu bearbeiten.

Hier im Veneto wird der bekannte Prosecco hergestellt, der durch Massenproduktion in Verruf geraten war. Als Schutzmassnahme heisst die Prosecco-Traube seit ein paar Jahren Glera (mehr dazu hier). Der frische und saftige Savian-Prosecco mit seinen floralen und würzigen Noten zeigt, wieviel Freude ein Prosecco machen kann!

Arnaldo Savian im Gespräch mit Walter Fromm
Arnaldo Savian im Gespräch mit Winzerberater Walter Fromm (Delinat, links)

Neben der Produktion von dieses italienischen Exportschlagers investiert Wiliam Savian zusammen mit einer Universität in die Erforschung neuer, pilzwiderstandsfähigen Rebsorten. Eine neue Merlot-Sorte wird dieses Jahr zum ersten Mal geerntet, Savian und auch wir sind gespannt auf den Wein.

Zum Abschluss unserer Reise werden wir nahe Verona von den Gebrüdern Amadio und Natalino Fasoli begrüsst. Nach vielen Stunden im Bus geniessen wir mit unseren Gastgebern ein wunderbares Abendessen in einem Restaurant hoch über den Weinbergen des Venetos.

Weinkeller Fasoli
Die Gebrüder Fasoli mit Delinat-Einkaufschefin Martina Korak (Mitte) im Weinkeller

Zum Antipasto gibt’s einen leichten Soave und einen den aussergewöhnlichen gereiften Pieve Vecchia, ein Spitzen-Wein aus der Garganega-Traube! Zum primo und secondo piatto kommen wir in den Genuss der drei  roten Top-Weine der Fasolis: Der unglaublich üppige, würzige «Alteo» ist ein wirklich grosser Amarone,  aber auch die ebenfalls im Amarone-Stil ausgebauten Pinot Noir Sande und der Merlot Orgno sind nicht zu verachten…

Amadio Fasoli (rechts) und sein Agronom zeigen uns Senf aus Schweizer Sativa-Samen

Nach einer intensiven Woche und mit viel neuem Wissen im Gepäck geht’s zurück in die Schweiz. Ab sofort sind die Kundenberater in St. Gallen und die Depotleiter in Bern, Basel, Olten, Zürich und Winterthur wieder für Sie da und gespannt auf Ihre Fragen.

 

 

Valpolicella – Pioniere im Tal der vielen Keller

Das Valpolicella ist eine reizvolle Rotweinregion im Veneto. Der Name bedeutet «Tal der vielen Keller». Einst reiften hier nur einfache Massenweine. Heute ist alles anders: Der Valpolicella ist ein begehrter Alltagswein. Der Amarone hat längst Kultstatus. Und der Ripasso befindet sich gerade im Steigflug. Rendez-vous mit drei Valpolicella-Pionieren.

Herrliche Aussicht auf das «Tal der vielen Keller».
Herrliche Aussicht auf das «Tal der vielen Keller».

Der Mann strahlt eine unwiderstehliche Autorität aus. Wir sitzen zur Mittagszeit im Ristorante «Due Nani» in Bardolino abseits vom Touristenstrom. «Hier essen die Einheimischen», sagt Emilio Fasoletti, gebürtiger Bardoliner und ehemaliger Direktor des Winzerkonsortiums Valpolicella. Mit am Tisch sitzen zwei alte Freunde: Natalino und Amadio Fasoli, Winzer aus dem Illasi-Tal. Es gehört zum erweiterten Valpolicella- Gebiet, das die Stadt Verona wie ein halboffener Mantel umgibt. Als der Wirt mit einer Auswahl schönster Primi statt den bestellten Antipasti anrückt, gibts bei Emilio kein Pardon: Obwohl uns ob der dampfenden Pasta schon das Wasser im Mund zusammenläuft, beordert er die «Fehllieferung» zurück in die Küche! «O dio», entfährt es dem Capo und weg ist er.

Delinat-Önologin Martina Korak am Mittagstisch mit den Valpolicella-Pionieren Emilio Fasoletti und den Gebrüdern Fasoli.
Delinat-Önologin Martina Korak am Mittagstisch mit den Valpolicella-Pionieren Emilio Fasoletti und den Gebrüdern Fasoli.

Emilio Fasoletti ist so etwas wie der «Mister Valpolicella». Seinen patriarchalischen Zug hat sich der ausgebildete Önologe als langjähriger Konsortiumsdirektor angeeignet. Als solcher betreute er gut 30 Jahre lang einen wilden Haufen von Winzern mit unterschiedlichsten Interessen und Anliegen. Da war ein führender Kopf mit klarer Linie und innovativem Konzept gefragt. Ansonsten hätte es der einst einfache, wenig beachtete Bauernwein aus dem Tal der vielen Keller (rund 400 sollen es sein) nie zu jenem Renommee geschafft, das er jetzt geniesst: Valpolicella, Valpolicella Superiore, Ripasso und Amarone gelten unter Liebhabern italienischer Weine heute als beliebte Tropfen mit hohem Ansehen, ganz besonders natürlich «König» Amarone.

Der Direttore und «La donna volante»

«Mister Valpolicella» Emilio Fasoletti.
«Mister Valpolicella» Emilio Fasoletti.

Dem ehemaligen Direttore gehört zweifelsohne eine Pionierrolle, wenn es um Vermarktung und Aufstieg dieses norditalienischen Weinbaugebiets geht. Als die Antipasti serviert werden, verweist er stolz auf ein altes Plakat des Consorzio, das hinter seinem Rücken an der Wand des Restaurants hängt. Es zeigt «La donna volante», eine attraktive Frau im wallenden Kleid, die für Valpolicella-Weine wirbt: «Das von Milo Manara gestaltete Plakat hat seinerzeit für viel Aufregung gesorgt, weil der Künstler den Rocksaum der Schönen ziemlich knapp gehalten hat», sagt Emilio grinsend. «Aber es hat uns geholfen, das Valpolicella bekannt und sympathisch zu machen.»

Der Sprung zum Qualitätswein

Eine andere Pionierrolle gehört Natalino und Amadio Fasoli. Nach einer mehrjährigen Experimentierphase stellten die beiden Brüder als erste der Region ihr Weingut bereits 1984 ganz auf biologischen Anbau um. Gleichzeitig gehörten sie zu den Ersten, die mit radikalen Ertragsbeschränkungen und sanfter Vinifikation den Qualitätsweinbau im Valpolicella förderten. Das zahlt sich heute noch aus. Die Fasoli-Weine geniessen weit über die Bioszene hinaus einen ausgezeichneten Ruf.

Natalino Fasoli in seinem Barrique-Keller.
Natalino Fasoli in seinem Barrique-Keller.

Winzer, die gewillt waren, auf Qualität statt auf Menge zu setzen, das war ganz im Sinne von Emilio Fasoletti: «Qualitätssteigerung war für mich stets ein zentrales Anliegen», sagt er. Gleichwohl entwickelte sich der biologische Weinbau lange Zeit nur zögerlich. «Ich habe immer alle, die sich dafür interessierten, zu den Fasolis geschickt. Die waren lange die Einzigen und hatten am meisten Erfahrung», blickt Fasoletti zurück. Erst in den letzten Jahren seiner Amtszeit habe es einen kleinen Boom gegeben, weil Bio in Mode kam. Auf dem Papier sieht die Bilanz aber nach wie vor düster aus. Natalino Fasoli: «Neben uns gibt es im ganzen Valpolicella vielleicht noch ein halbes Dutzend andere zertifizierte Betriebe. Die kontrollierte Biofläche liegt bei rund 200 Hektar.» Überaus bescheiden bei einer Gesamtrebfläche von 7000 Hektar. Natalino und Amadio glauben zwar, dass es in Wirklichkeit heute viel mehr Winzer sind, die auf den Einsatz von Chemie verzichten. Nicht zuletzt, weil «viele Leute aufschreien, wenn sie das sehen». Manch einer aber scheue einfach den Aufwand, sich zertifizieren zu lassen. Und alleine mit dem Verzicht auf Chemie und Künstdünger sei es ja auch nicht getan. Natalino: «Wer geschlossene ökologische Kreisläufe anstrebt, braucht dafür Weinberge mit intakter Biodiversität. Das wiederum bedingt viel Handarbeit, Nähe zur Natur und Verzicht auf schwere Maschinen.»

L’ultima cena

Nachtessen bei den Fasolis
«In solchen Momenten wird einem gewahr, dass die Fasoli-Weine etwas Besonderes sind»

Nach dem Essen – den herrlich mundenden Antipasti folgte noch ein feiner Fisch aus dem Gardasee – verabschieden wir uns von «Mister Valpolicella» und lassen uns von Amadio und Natalino Fasoli durch die hügelige Landschaft des Valpolicella führen. San Giorgio ist ein kleines Hügeldorf, das einen umwerfenden Blick auf den Gardasee und die leuchtenden Rebberge des Valpolicella Classico bietet.

Kirche San Giorgio di Valpolicella
Die Kirche San Giorgio di Valpolicella gehört zu den schönsten romanischen Bauwerken im Veneto.

Hier lohnt sich auch ein Blick in die romanische Kirche. Ihre puristische, schnörkellose Schönheit ist überwältigend. Per Münzautomat geht für 50 Cent die Beleuchtung an. Über dem Eingang werden die Details des restaurierten Freskenbildes mit den zwölf Aposteln sichtbar: L’ultima cena. Auf uns wartet das letzte Abendessen dieser Valpolicella-Visite am nächsten Tag zu Hause bei Natalino Fasoli. Als wir an diesem lauen Sommerabend nach Einbruch der Dämmerung in seinem Garten eintreffen, sind schon die ganze Familie, Mitarbeiter und Freunde ums eingefeuerte Kamin versammelt. Über glühenden Holzkohlen brutzeln saftige Stücke vom Huhn und vom Kaninchen, feine Maisschnitten und allerhand Gemüse. Als alles angerichtet ist, wird dazu fast die ganze Palette der Fasoli-Rotweine kredenzt: Valpolicello, Ripasso und Amarone. Und wieder einmal wird einem auf wundersame Weise bewusst, dass die biologischen Gewächse aus dem Hause Fasoli auch heute noch ganz besondere Weine aus dem Tal der vielen Keller sind.

Valpolicella, Ripasso, Amarone

Die Anstrengungen des Consorzio Valpolicella für mehr Qualität begannen in den 1990er-Jahren Früchte zu tragen. Damals schlug die grosse Stunde des Amarone. Der dichte, gehaltvolle Wein aus rosinierten Trauben eroberte anspruchsvolle Gaumen in aller Welt und wurde zum Weinmonument des Valpolicella. Jeden Herbst opfern ihm die Winzer ihre besten Trauben. Die gesamte Rebfläche des Valpolicella beträgt 7000 Hektar. Pro Hektar dürfen maximal 4000 Kilo Trauben zu Amarone verarbeitet werden. Für eine gute Flasche Amarone braucht es bis zu vier Kilo frische Trauben, je nachdem, wie stark sie getrocknet werden. Den Amarone gibt es auch in einer süssen Variante unter dem Namen Recioto.

[caption id="attachment_10216" align="alignnone" width="570"]Der Königswein aus dem Valpolicella wird aus luftgetrockneten Trauben erzeugt. Der Königswein aus dem Valpolicella wird aus luftgetrockneten Trauben erzeugt.[/caption]

Der grosse Überflieger im Valpolicella ist im Moment der Ripasso, oft als kleiner Bruder des Amarone bezeichnet. Er entsteht aus einem Valpolicella- Jungwein, den man auf nassen Traubenhäuten des Amarone nochmals aufgären lässt. Die Nachfrage nach der preiswerten Alternative zum teuren Amarone ist weit grösser als das Angebot. Den Winzern sind allerdings auch hier die Hände gebunden: Gemäss Reglement darf höchstens doppelt so viel Ripasso produziert werden wie Amarone.

Gemacht hat sich auch der Basiswein: Aus dem einst rustikalen Bauernwein Valpolicella ist ein leichter, angenehmer Tropfen mit dezentem Nussgeschmack geworden. Ein gefälliger Wein für jeden Tag, der zu einem breiten Spektrum an Speisen passt. Zusätzlich gibt es noch den Valpolicella Superiore. Er wird in der Regel aus Trauben von besseren Lagen und alten Rebstöcken gekeltert.

Corvina, Rondinella, Molinara
Alle diese Rotweine werden aus denselben autochthonen Traubensorten erzeugt: Corvina Veronese, Rondinella und Molinara. Sie sind die typischen Traubensorten im Valpolicella. Mit einem Anteil von gegen 70 Prozent ist die Corvina die wichtigste. Die sehr aromatischen Beeren der Rondinella werden vor allem für den Recioto (die süsse Variante des Amarone) verwendet. Die Molinara wird oft für junge, frische und helle Weine verwendet. Sie muss, im Gegensatz zu den beiden andern Sorten, nicht zwingend enthalten sein in einem Wein aus dem Valpolicella.

Mehr zum Weingut Fasoli und seinen Weinen: www.delinat.com/fasoli

Begegnung mit «Mister Valpolicella»

Die Winzerbrüder Fasoli und Emilio Fasoletti sind alte Freunde. Für eine Valpolicella-Reportage in der WeinLese verabredeten wir uns mit dem Trio am Gardasee. Emilio ist als ehemaliger Direktor der Winzervereinigung Consorzio Valpolicella noch heute so etwas wie der «Mister Valpolicella». Und Amadio und Natalino Fasoli kennen als Biowein-Pioniere das Valpolicella ebenfalls wie die eigene Westentasche.

Landschaft im Valpolicella
Die Weinregion Valpolicella liegt in den Hügeln nördlich von Verona zwischen Bardolino am Gardasee und dem Städtchen Soave.

Wir sitzen im Ristorante Due Nani in Bardolino an einem massiven Holztisch. Hinten an der Wand hängt ein altes Plakat des Consorzio Valpolicella. Eine attraktive Frau im wallenden Rock wirbt für die Weine aus dem «Tal der vielen Keller», wie das Valpolicella übersetzt heisst. «La donna volante. Das Plakat hat seinerzeit für viel Aufregung gesorgt, weil der Künstler den Rocksaum der Schönen ziemlich knapp gehalten hat», grinst Emilio.

«La Donna Volante» warb einst für die Region Valpolicella.
«La Donna Volante» warb einst für die Region Valpolicella.

Während in der Küche die bestellte Platte mit allerlei Antipasti zubereitet wird, unterhalten wir uns über die Entwicklung dieses aufstrebenden Weinbaugebietes im Umland von Verona. Emilio Fasoletti entpuppt sich rasch als wandelndes Google. «Das Valpolicella stand früher für einfache Massenweine, die in Fiascos (bauchige Flaschen im Strohmantel) abgefüllt wurden. Die Qualitätssteigerung war für mich stets ein zentrales Anliegen», erzählt der seit 2010 pensionierte Direttore.

Das sei auch gelungen, bestätigen die Gebrüder Fasoli. Das gilt selbst für den als Valpolicella bezeichneten Basiswein. Doch es ist der aus rosinierten, hochkonzentrierten Trauben erzeugte Amarone, der das Valpolicella in aller Welt bekannt und begehrt gemacht hat. Grosser Valpolicella-Star ist im Moment indes der Ripasso, oft als kleiner Bruder des Amarone bezeichnet. Ripasso entsteht aus einem jungen Valpolicella, den man auf nassen Traubenhäuten des Amarone nochmals aufgären lässt. «Ripasso ist eine überaus begehrte, preiswerte Alternative zum teuren Amarone. Die Nachfrage ist viel grösser als das Angebot», weiss Emilio. Den Winzern sind allerdings die Hände gebunden: Gemäss Reglement darf höchstens doppelt so viel Ripasso produziert werden wie Amarone. Und für den Amarone gilt ein Kontingent, an dem nicht zu rütteln ist: Die gesamte Rebfläche des Valpolicella beträgt 7000 Hektar. Pro Hektar dürfen maximal 4000 Kilo Trauben zu Amarone verarbeitet werden.

Geniessen Essen und Bardolino: Natalino Fasoli, Emilio Fasoletti, Martina Korak (Delinat) und Amadio Fasoli (v.l.).
Geniessen Essen und Bardolino: Natalino Fasoli, Emilio Fasoletti, Martina Korak (Delinat) und Amadio Fasoli (v.l.).

Potenzial gibt es im Valpolicella dafür noch beim biologischen Weinbau. Die Entwicklung in diesem Bereich lief lange sehr zögerlich. «Ich habe immer alle zu den Fasolis geschickt, die sich dafür interessiert haben», sagt Emilio. Erst in den letzten Jahren habe es einen kleinen Boom gegeben, weil Bio in Mode kam. Auf dem Papier sieht die Bilanz aber nach wie vor trist aus. Natalino Fasoli: «Neben uns gibt es im ganzen Valpolicella vielleicht noch eine Handvoll zertifizierte Produzenten. Die kontrollierte Biofläche dürfte 200 Hektar nicht überschreiten.» Er glaubt zwar, dass heute viel mehr Winzer auf den Einsatz von Chemie verzichten, nicht zuletzt, weil «viele Leute aufschreien, wenn sie das sehen». Manch einer aber scheue den Aufwand, sich zertifizieren zu lassen.

So sind der Valpolicella La Casetta und der Ripasso La Casetta aus dem Hause Fasoli auch heute noch ganz besondere Weine aus dem «Tal der vielen Keller». Zu den mittlerweile aufgetischten Antipasti haben wir uns angesichts der hochsommerlichen Temperaturen und der Lage knapp ausserhalb des Valpolicella-Gebietes aber einen Bardolino Chiaretto, ebenfalls aus dem Hause Fasoli, einschenken lassen. Auch der hat eine äusserst gute Falle gemacht …