Sekundärkulturen im Weinberg – Auf gute Nachbarschaft

Sekundärkulturen wie Oliven, Mandeln, Früchte, Beeren, Gemüse und Kräuter im Weinberg sind nicht nur ein optischer Hingucker, sie tragen auch zur Biodiversität und damit zu einem stabilen Ökosystem bei. Und im besten Falle sind sie ein willkommener Nebenerwerb für den Winzer.

Aromatische Tomaten im Weinberg von Andreas Harm in der Wachau.
Aromatische Tomaten im Weinberg von Andreas Harm in der Wachau.

Zwischen den Rebzeilen von Andreas Harm reifen Tomaten, Zucchini, Gurken, Karotten, rote Rüben, Knoblauch und sogar Erdäpfel. Damit bewegt sich der Winzer aus der Wachau bei der Bewirtschaftung seines Weingartens ausserhalb der Komfortzone. Denn bei Rebbergen, die einem Mischgarten gleichen, ist der Arbeitsaufwand deutlich höher, Maschinen können kaum eingesetzt werden. Weil dem so ist, kann auch Andreas Harm diese Bewirtschaftungsform nur auf einem kleinen Teil seiner Rebfläche durchziehen. «Für uns ist aber dieser eine Weingarten ein Musterbeispiel für Vielfalt und Genuss», sagt er. Er macht die Familie Harm praktisch übers ganze Jahr zu Selbstversorgern beim Gemüse.

Gemüsegärten und Kräuterinseln

Auf Château Duvivier kommen die Gäste in den Genuss von Biozucchini...
Auf Château Duvivier kommen die Gäste in den Genuss von Biozucchini…

Etwas weniger aufwendig, aber ökologisch nicht minder wertvoll sind Sekundärkulturen, die in Form von kompakten Gemüsegärten, Kräuterinseln oder Fruchtbaumreihen zwischen einzelnen Rebparzellen oder am Rande der Weinberge angepflanzt werden. Beispielhaft wird das etwa auf dem Delinat-Weingut Château Duvivier in der Provence und bei Massimo Maggio in Sizilien umgesetzt.

Auf Duvivier reifen Weinbergpfirsiche, wie sie einst auf fast allen Weingütern Europas anzutreffen waren. An den meisten Orten sind sie aber der Rationalisierung zum Opfer gefallen. «Das ist sehr schade, denn Weinbergpfirsiche passen nicht nur sehr gut zum Rebberg, sie sind auch geschmacklich ein Genuss », erklärt Winzer Antoine Kaufmann. Der reichhaltige Gemüsegarten inmitten der Reben dient auf Château Duvivier der Versorgung der Feriengäste. Diese zeigen sich immer wieder begeistert von der frischen regionalen Provence-Küche, wie sie Küchenchef Uwe Fahs mit biologischen Produkten aus dem eigenen Weinberg zelebriert. Massimo Maggio hält nicht nur an seinen die Rebberge säumenden Oliven- und Zitrusbäumen fest, sondern hat zwischen einzelnen Parzellen auch grosszügige, herrlich duftende Kräutergärten angelegt.

... und von Weinbergpfirsichen.
… und von Weinbergpfirsichen.

Oliven – der Klassiker

Osoti-Winzer Francisco Ruiz kann neben Trauben auch Oliven ernten.
Osoti-Winzer Francisco Ruiz kann neben Trauben auch Oliven ernten.

Werden Sekundärkulturen im grösseren Stil angebaut, können sie für den Winzer einen willkommenen Zusatzerwerb bedeuten. Oliven eignen sich in südlichen Ländern dafür besonders gut. So vermarkten Weingüter wie San Vito und Salustri in der Toskana, Vale de Camelos in Portugal oder Osoti und Pago Casa Gran in Spanien neben Wein auch ihr eigenes Premium-Olivenöl. Winzer Carlos Laso von Pago Casa Gran im Hinterland von Valencia hat vor ein paar Jahren zusätzlich Granatäpfel angepflanzt, aus denen er jetzt erstmals eine kleine Menge Granatapfelwein produziert.

Stabileres Ökosystem

Duftende Rosmarin - sträucher in den Reben von Osoti
Duftende Rosmarin – sträucher in den Reben von Osoti

Sekundärkulturen sind nebst einer vielfältigen Bodenbegrünung, ökologischen Ausgleichsflächen, Trockensteinmauern sowie Holz und Steinhaufen wichtige Elemente, um eine Monokultur, wie sie auch ein Rebberg darstellt, aufzubrechen und das Ökosystem vielfältig und stabiler zu machen. Nutzpflanzen wie Oliven, Mandeln, Früchte, Gemüse, Beeren und Aromakräuter locken Insekten und Mikroorganismen an, die als Gegenspieler zu schädlichen Insekten und Pilzen wirken. Es ist deshalb unverständlich und aus ökologischer Sicht eine Katastrophe, dass die EU-Subventionspraxis noch immer Winzer mit Mischkulturen bestraft. Stattdessen gibt es Investitionsbeiträge für die Installation von bewässerten und intensiv bewirtschafteten Drahtbau-Rebanlagen.

Daniel Wyss

7 comments

  1. Meines Wissens wird im Öko-Weinbau u.a. mit Kupfer- und schwefelhaltigen Pflanzenschutzmitteln gearbeitet. Ist das bei Delinat-Weinen etwa nicht der Fall?
    Jedenfalls möchte ich persönlich keine Tomaten oder andere Früchte essen, die zwangsläufig mit den o.g. PSM kontaminiert sein müssen, wenn Sie zwischen den Reben stehen.

    1. Die Delinat-Richtlinien begrenzen den Einsatz von Kupfer und Schwefel sehr stark, Delinat-Winzer verwenden dafür mehr Pflanzentee und ähnliche Mittel. Natürlich werden nur biokonforme Spritzmittel verwendet. So bekommen Sekundärkulturen zwischen den Reben kaum Kupfer bzw. Schwefel ab. Die Tomaten im Bild stehen auf dem Weingut Harm. Dort werden die Reben per Hand gespritzt – und somit werden die Tomaten gar nicht behandelt.

      1. Hallo, deshalb verwenden wir in unserem neu gegründeten Bio-Weingut keinerlei Kupfer. Für die neuen Piwis ist das kein Problem. LG

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