Kreative Winzer im Weinberg

Je reicher die biologische Vielfalt, desto robuster das Ökoystem. Jeder Käfer, jeder Wurm, jedes Kräutlein spielt mit im grossen Konzert der Natur und erfüllt seine Rolle in einem funktionierenden Kreislauf. Doch wie bringt man die mancherorts verloren gegangene Vielfalt wieder in den Weinberg? Die Delinat-Richtlinien sind der Wegweiser.

Ich staune immer wieder, mit welch grossartiger Kreativität unsere Winzer die Delinat-Richtlinien umsetzen, um mehr Leben in ihre Rebberge zu bringen. Kürzlich war ich zu Besuch auf der Bodega Menade der Geschwister Richard, Alejandra und Marco Sanz in der spanischen Weissweinregion Rueda. Da fielen mir mehrere mobile Anhänger auf, die mit verschiedenen einheimischen Pflanzen beladen waren.

Mobiler Hotspot auf Rädern
Mobiler Hotspot auf der Bodega Menade

Die noch jungen Steineichen, Bergeichen, Mandelbäume und andern Pflanzen stammen aus einem Sortengarten, den das innovative Winzertrio im Sommer 2015 zu Versuchszwecken angelegt hat. «Wir möchten herausfinden, welche Pflanzen sich am besten zur Förderung der Biodiversität in unseren Weinbergen eignen», erzählte mir Richard. Zu diesem Zweck wurden die Anhänger mit unterschiedlichen Pflanzengesellschaften bestückt und als mobile Hotspots in den Weinbergen verteilt. «Wir gehen davon aus, dass je nach Zusammensetzung der Hotspots auch unterschiedliche Arten von Insekten und Vögel angelockt werden», erklärte mir Richard weiter. Begleitet und ausgewertet wird dieser Versuch von der Universität Valladolid.

Ich bin gespannt auf die Resultate dieses Experiments. Wie ich die Geschwister Sanz kenne, werden sie nicht locker lassen, bis ihre Rebberge zu einem lebendigen, natürlich funktionierenden Ökosystem geworden sind. Dass sie auf dem richtigen Weg sind, zeigt das Weinjahr 2013. Schon damals gelang ihnen erstmals das Kunststück, vollständig auf die im biologischen Weinbau erlaubten, aber ebenfalls nicht unproblematischen Kupfer- und Schwefelspritzungen zu verzichten. Den gefürchteten Mehltau hielten sie ausschliesslich mit natürlichen Mitteln wie Sirte (Käsemilch), Backpulver, Bentonit (Tonerde) und einem Extrakt aus Zimt, Schachtelhalm und Fenchel in Schach.

Das Beispiel der Geschwister Sanz zeigt: Der Kreativität für mehr Leben im Weinberg sind kaum Grenzen gesetzt. Was es braucht, sind helle und kreative Winzerköpfe, welche die strengen Delinat-Richtlinien mit viel Engagement und pfiffigen Ideen umsetzen!

David Rodriguez
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4 comments

  1. Super, dieses Engagement! Vor allem der Einsatz alternativer Spritzmittel beeindruckt mich. Dazu aber eine kritische Frage: Wieso enthält beispielsweise der Saxum (Jahrgang 2014) laut Etikett dennoch Sulfite?

    1. Sehr geehrter Herr Dornheim

      Vielen Dank für Ihren Kommentar und ihre kritische Frage. Für die Stabilität der Weine sind Sulfite nach wie vor unverzichtbar. Sie bewahren Frucht und Farbe und bieten dem Weine u.a. Schutz gegen allzu schnelle Oxidation. Der Einsatz von Sulfiten kann heute auf ein Minimum reduziert werden. Unseren Richtlinien sind diesbezüglich eine der strengsten in Europa. Es gibt allerdings auch Weine, die ohne Zusatz von Sulfiten hergestellt werden. Dies setzt aber eine andere Vinifikation voraus und ergibt stilistisch gesehen andere Weine. Das beste Beispiel dazu bietet gerade auch ein Wein der Bodega Menade, der Nosso, aus alten Verdejo-Trauben, der ohne Zusatz von Sulfiten hergestellt wird. Ein vergleich mit dem Saxum Verdejo lohnt sich.

  2. Ich finde es einfach herrlich, wie viele Winzer sich in die einzigartige DELINAT-WEINFÜRSORGE eingebracht haben und viele weitere sich weiterhin einbringen werden, zum Wohl des Weines, zum Wohl der ganzen Schöpfung, der dadurch ihre wunderbare Vielfalt und Fruchtbarkeit erhalten bleibt.

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