Delinat-Weinwissen
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In Sauternes entstehen aus ihr die berühmtesten Süssweine der Welt – die Rebsorte Sémillon

Sémillon ist eine alte weisse Rebsorte aus dem Südwesten Frankreichs. Erstmals dokumentiert im 16. Jahrhundert, könnte der Name vom okzitanischen Semilho stammen, was darauf hindeutet, dass der Ursprung ein Sämling und keine wilde Rebe gewesen sein könnte. Nach einer anderen Theorie leitet sich der Name schlichtweg von der Stadt Saint-Émilion ab. Allerdings wird Sémillon heutzutage kaum im Libournais angebaut.

Wie Sauternes entsteht

Ihre mit Abstand grösste Bedeutung erreicht die Rebsorte in den Süssweinen aus Sauternes und Barsac. Die Rebe ist relativ robust gegenüber den meisten Krankheiten. Die dünnschaligen Beeren sind jedoch sehr empfindlich gegen Botrytis. Bildet sich dieser Schimmelpilz in unreifem Beerenzustand, kann er die ganze Ernte gefährden. Kommt er jedoch erst im Herbst, dann sorgt er für konzentrierte Süssweine. An der mittleren Garonne südlich von Bordeaux existieren dafür ideale Bedingungen.

Nachts und frühmorgens ist es in Flussnähe oft neblig, was für den Schimmelpilz günstig ist. Er setzt sich auf die Beerenhaut und perforiert diese. Im Verlauf des Vormittags verschwindet der Nebel, und die wärmende Sonne strahlt auf die perforierten Beeren. Auf diese Weise verdampft Wasser aus ihnen, während alle anderen Inhaltsstoffe konzentriert erhalten bleiben. Ähnliche Bedingungen mit vergleichbaren Weinen aus botrytisierten Trockenbeeren gibt es beispielsweise auch an der Mosel, in Tokaj und an der Loire.

Oft mit Sauvignon Blanc verschnitten, ist Sémillon in den Süssweinen von Sauternes und Barsac qualitativ wie quantitativ ein bedeutender Cuvéepartner. Im Château d'Yquem macht Sémillon in der Regel etwa 80 % des finalen Blends aus, im Château Climens gibt es Sémillon sogar reinsortig.

Trocken bis sehr trocken

Auch in trockenen Weissweinen aus dem Bordelais spielt die Rebsorte eine grosse Rolle. Nur sehr selten reinsortig ausgebaut, tritt sie dabei ein wenig hinter dem Sauvignon Blanc zurück, ist aber für Volumen und Alterungsfähigkeit verantwortlich. Zudem verkraftet sie den Ausbau in Barriques aromatisch besser als ihr Verschnittpartner. In Frankreich sind gut 10’000 Hektar mit Sémillon bestockt – mit allerdings leicht abnehmender Tendenz.

In Südafrika gehörte die Sorte (überall in der Neuen Welt als Semillon ohne Akzent geschrieben) zu den allerersten dort gepflanzten Reben. Im 19. Jahrhundert waren bis zu 90 % der dortigen Rebfläche mit ihr bestockt. Aufgrund ihrer Häufigkeit wurde sie lediglich als groendruif bezeichnet, also als grüne Traube. Mittlerweile quantitativ ohne grosse Bedeutung, gibt es in jüngerer Zeit einige Produzenten, die auf die teilweise uralten unbewässert gebliebenen Buschreben setzen.

Stolz von Hunter Valley

Einen spezifischen Stil des Semillon pflegt man in Australien. Zwar werden auch hier auf insgesamt 5’000 ha bevorzugt kräftig trockene Weine gekeltert. Im Hunter Valley nördlich von Sydney entstehen allerdings ganz eigene Versionen. Würde man im heissen Klima die Trauben komplett ausreifen lassen, bestünde einerseits das Risiko des Sonnenbrands, andererseits wären die Weine zu schwer und zu alkoholreich. Aus diesem Grund werden die Trauben extrem früh geerntet. Dadurch entsteht ein frisch grüner, aber komplett trockener Wein mit etwa 10 vol. % Alkohol und deutlicher Säure. Diese Weine müssen viele Jahre reifen, um die gewünschte aromatische Komplexität zu erreichen.

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