Eine schöne Neuentdeckung …

Josep Gironés Llop lebt in der hügeligen Landschaft der Terra Alta in der Provinz Tarragona. Vor vier Jahren ist ihm zu Ohren gekommen, dass in Valencia ein internationales Winzertreffen geplant ist, bei dem Begrünungs- und Biodiversitätsstrategien im Weinberg im Fokus stehen. Es war das Delinat-Winzerseminar 2012 auf dem ökologischen Vorzeigeweingut Pago Casa Gran im Hinterland von Valencia.

Josep Gironés Llop
Josep Gironés Llop inmitten des blühenden Weinbergs

Josep fragte uns an, ob er als Gastwinzer daran teilnehmen könne. Wir sagten zu und so lernte ich einen naturverbundenen Wein- und Olivenbauer kennen, dessen Weine mich neugierig machten. Bei meiner nächsten Spanien-Reise vereinbarte ich einen Termin mit ihm. Die von Oliven- und Haselnusshainen umgebenen Weinberge haben mich auf Anhieb fasziniert, entsprachen sie doch schon damals weitgehend unseren strengen Anforderungen. Ebenso seine Familiengeschichte. Joseps Grossvater war Schafhirte im kleinen Dorf La Fatarella. Alle nannten ihn Pastoret, was so viel wie kleiner Schafhirte bedeutet. Josep hat diesen Spitznamen geerbt und auch einen seiner Weine so benannt. Und genau diese fein strukturierte, charakterstarke Cuvée aus Garnacha, Merlot und Syrah entpuppte sich bei einer ausgedehnten Degustation als perfekte Neuentdeckung.

Josep hat sich darüber so gefreut, dass er sein am Winzerseminar neu erworbenes Wissen  gleich in die Praxis umgesetzt und  für noch mehr Naturvielfalt in seinen Rebbergen gesorgt hat. Mit dem aktuellen Rotwein-Abo kamen zwei Flaschen Pastoret – Kundinnen und Kunden waren begeistert, wie die zahlreichen Bewertungen zeigen.

60 Winzer für mehr Biodiversität

Eines vorweg: Das Delinat-Winzerseminar 2014 war für alle Beteiligten ein toller Erfolg. 60 Winzerinnen und Winzer waren aus ganz Europa zusammen gekommen, um den Weg zum Weinbau der Zukunft gemeinsam weiter zu entwickeln. Vom 23. bis zum 25. April fand dieses aussergewöhnliche Treffen bei Familie Michlits im Weingut Meinklang im Burgenland statt.

Die Bedeutung des Winzertreffens für die Weiterentwicklung des ökologischen Weinbaus unterstrich Delinat-Chef Karl Schefer durch seine Anwesenheit. In seinem Einführungsvortrag ging er auf die neuen Delinat-Visionen in einer veränderten Gesellschaft ein. Als Pionier sei Delinat Vorreiter beim biologischen Weinbau gewesen. Heute aber sei Bio überall, wenn auch meist auf niedrigem Qualitätsniveau. Die Konsequenz: Bio alleine reicht nicht mehr.  Karl Schefer: «Bio wird allmählich normal – in ein paar Jahren werden sich jene erklären müssen, die nicht Bio sind.» Delinat und ihre Winzer sind nun gefordert, einen neuen Schritt voraus machen.

«Delinat ist einzigartig dank Weinen aus grosser Biodiversität. Es muss uns gelingen, die Bedeutung der Biodiversität für Kundinnen und Kunden mit Bildern und fesselnden Geschichten erlebbar zu machen. Dabei können wir nur zusammen mit unseren Winzern erfolgreich sein.» Vor diesem Hintergrund erscheint die in den Delinat-Richtlinien ab 2014 geforderte Ausdehnung der ökologischen Ausgleichsflächen von 7 auf neu 12 Prozent der Rebfläche nur logisch. Bei den Winzern kam die Forderung gut an.

Das Weiterbildungsseminar wurde mehrsprachig durchgeführt. Ein solches Sprachenwirrwarr aus Deutsch, Englisch, Italienisch, Spanisch und Französisch rund um das Weingut hatte es wohl bisher nie gegeben. Neben den Richtlinienänderungen wurden Fachthemen erörtert. Bei einem Betriebsrundgang erläuterte Werner Michlits Erfolge und Probleme beim Anlegen ihrer 27 Biodiversitäts-Hotspots. Angela Michlits brachte den Teilnehmern ihre Philosophie der Weinbereitung im Keller nahe. Der erste energieautarke Bauernhof Österreichs wurde besucht – und selbstverständlich kamen auch die kulinarischen Genüsse nicht zu kurz. Die Familie Michlits war ein toller Gastgeber. Die über 60 Winzerinnen und Winzer aus ganz Europa wurden mit biologischen Produkten vom Hof (Wein, Most, Bier) sowie vielen selbstgebackenen süssen Leckereien verwöhnt.

Hier noch ein paar Winzerstimmen zum Treffen, das in dieser Art als Weiterbildungsseminar und Plattform für Ideen- und Erfahrungsaustausch über Länder- und Sprachgrenzen hinweg einzigartig ist:

Antoine Kaufmann, Château Duvivier, Frankreich
Antoine Kaufmann, Château Duvivier, Frankreich

«Mir haben die extreme Produktevielfalt und die Familiendynamik auf dem Weingut Meinklang sehr imponiert. Am Meeting sind viele neue Ideen vermittelt worden, die ich allenfalls auch bei mir umsetzen oder ausprobieren kann.»

Andreas Harm, Wachau, Österreich
Andreas Harm, Wachau, Österreich

«Ich war zum ersten Mal an einem Delinat-Winzertreffen dabei. Ich habe dabei viel Neues über Delinat und die Philosophie, die dahinter steckt, erfahren. Das ist sehr wertvoll. Genauso auch der Gedankenaustausch mit den andern Winzern aus ganz Europa.»

Cecilia Zucca, Piemont, Italien
Cecilia Zucca, Piemont, Italien

«Der ganze Ideenaustausch, zu sehen, wie andere Winzer denken und mit was für Problemen sie zu kämpfen haben, ist sehr interessant und hilfreich. Sehr gut gefallen haben mir die von Karl Schefer vorgetragenen Visionen, mit denen sich Delinat in Zukunft behaupten will.»

Raúl Ripa, Quaderna Via, Spanien
Raúl Ripa, Quaderna Via, Spanien

«Das Treffen war perfekt organisiert. Die lockere Atmosphäre trug zur guten Stimmung bei. Besonders positiv war für mich, dass viel über Biodiversität gesprochen wurde, und zwar an einem Ort, wo das glaubhaft umgesetzt wird. Meinklang ist ein faszinierender Familienbetrieb.»

Louis Fabre, Château Coulon, Frankreich
Louis Fabre, Château Coulon, Frankreich

«Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie die Winzer innerhalb der Delinat-Familie denken und arbeiten. Da kann man sich jedes Mal ein Stück abschneiden. Wir befassen uns schon seit vielen Jahren intensiv mit der Biodiversität. Von daher freut es mich, dass Delinat in diesem Bereich einen neuen Schritt macht und auch hier wiederum eine Vorreiterrolle einnimmt.»

Suche nach Alternativen zum Schwefel

Die Zugabe von Schwefeldioxid (SO2) bei der Vinifizierung hemmt mikrobiologische Vorgänge im Wein, schützt ihn vor Oxidation und macht ihn für eine längere Zeit lagerfähig. Gleichzeitig aber stört die Zugabe von SO2 das natürliche Gleichgewicht. Sie beeinträchtigt den ursprünglichen Charakter des Weins. Ziel von Delinat ist es, die Weine durch biologische Vielfalt statt SO2-Zugaben zu stabilisieren.

Schwefelzusatz im Wein, Klimaneutralität und Richtlinien: Wie hier in Frankreich diskutierten die Delinat-Winzer diese Themen auch in Spanien und Italien engagiert.

Der unabhängige deutsche Winzerberater Volker Schneider gilt als ausgewiesener Fachmann auf diesem Gebiet. Er zeigte an den diesjährigen Delinat-Winzertreffen in Spanien, Frankreich und Italien Möglichkeiten auf, bei der Weinbereitung möglichst wenig oder gar kein Schwefeldioxid einzusetzen. Seine Ausführungen machten deutlich, dass der Weg dazu ein langer ist und jeder Winzer zuerst seine individuellen Erfahrungen machen muss, um ans Ziel zu kommen.

Dasselbe gilt für den von Hans-Peter Schmidt, Leiter Delinat-Institut, aufgezeigten Weg zu einem klimaneutralen Weinbau. Mithilfe einiger Beispiele und Berechnungen machte er deutlich, dass Winzer und Delinat hier auf je eigene Weise gefordert sind. Während Winzer durch die Schaffung ökologischer Ausgleichsflächen, etwa den Anbau von Waldflächen, eine klimaneutrale Weinproduktion erreichen können, ist Delinat besonders beim Weintransport gefordert.

Toni Albet i Noya präsentiert Stapelpaletten als umweltfreundliche Transportvariante.

Drittes Schwerpunktthema waren die ambitiösen Delinat-Biorichtlinien, die jährlich an neuste Erkenntnisse angepasst werden. Die Delinat-Winzerberater Daniel Wyss und Rolf Kaufmann informierten über die Änderungen. Eine der wichtigsten betrifft die Flexibilisierung der Bodenbearbeitungsperiode im Weinberg. Damit sollen die Bedingungen für die Begrünung der Weinberge optimiert werden. An allen Treffen wurden die Anpassungen als praxisgerecht und somit positiv bewertet.

Die Delinat-Winzertreffen finden jeweils auf einem gastgebenden Weingut statt. Neben dem fachlichen Gedankenaustausch kommen auch Geselligkeit und Weinbergs- und Kellereibesuche nicht zu kurz. Die spanischen Winzer trafen sich auf dem Weingut Albet i Noya im Penedès. Begeistert zeigten sie sich vom Weinberg Can Milà. Die neu errichteten Trockensteinmauern verleihen der Hanglage mit reicher Biodiversität ein neues, noch schöneres Gesicht.

Spanische Winzer in der Frühlingssonne: Das tolle Wetter, die Aussicht von der obersten Terrasse und die gute Stimmung boten die ideale Kulisse für ein Gruppenbild auf dem Weinberg Can Milà.

Die französischen Winzer waren bei den Brüdern Jean und Paul Lignères im Languedoc zu Gast. Verschiedene Winzer hatten einen noch nicht mit SO2 stabilisierte Jungweine mitgebracht, die, passend zu einem der Schwerpunktthemen, degustiert wurden. Gesellschaftlicher Höhepunkt war das köstliche Mahl aus der Küche von Anne Lignères.

Auch die italienischen Winzer, die sich im fast 1000-jährigen Klosterkomplex des Weinguts Badia a Coltibuono in der Toskana trafen, hatten 12 ungeschwefelte Weine mitgebracht, die gemeinsam degustiert wurden. Geselliges Beisammensein bei ausgezeichneter toskanischer Küche im gutseigenen Restaurant sowie ein Besuch der Weinberge und des Kellers von Winzer Roberto Stucchi rundeten das zweitägige Treffen ab.

Winzertreffen in Spanien

Dieses Jahr durften wir das Delinat-Winzertreffen auf dem Weingut Pago Casa Gran von Carlos Laso – dem spanischen Forschungspartner des Delinat-Instituts durchführen. Erwartungsgemäss kam es bei dem von Winzerberater Daniel Wyss (Delinat) vorgetragenen Thema «Begrünung» zu Diskussionen. In Spanien herrschte gerade eine extreme Trockenheit. Das nährte die Befürchtung, eine Begrünung könnte zur Konkurrenz werden und den Reben Nährstoffe und vor allem Wasser entziehen.

Winzertreffen Spanien 2012 bei Pago Casa Gran

Winzerberater Daniel Wyss (Mitte, im roten Pullover) mit den spanischen Winzerinnen und Winzern im Weinberg

Nach einem traditionellen Arroz (so nennt man hier die Paella) führten uns Carlos und sein Team bei herrlichem Sonnenschein aber gefühlten Minustemperaturen durch die Weinberge. Auch hier stiessen die Parzellen mit Dauerbegrünung auf besonderes Interesse. Carlos bearbeitet hier den Boden im Winter gar nicht und im Sommer nur teilweise, so dass sich jetzt ein grüner Teppich gebildet hat. Dieser dient der Humusbildung. Damit wird das Wasser- und Nährstoffspeichervermögen der Böden verbessert. Gleichzeitig haben Leguminosen (Kleearten) eine Düngewirkung für die Reben. Die positive Wirkung ist hier ganz offensichtlich – allerdings hatte Carlos auch etwas Glück. In andern Regionen Spaniens hat es nämlich seit 7 Monaten kaum mehr geregnet, weshalb die Einsaaten nicht keimen konnten.

Zurück zur Mischkultur

Auf grosses Interesse stiess auch die kürzlich mitten in einem Weinberg angelegte, mit Steinen gesäumte und mit Wildkräutern bewachsene Olivenbaumreihe. Diese erfüllt gleich mehrere Funktionen. Die Olivenbäume durchbrechen die Monokultur und erhöhen die Biodiversität ebenso wie die Steine und Kräuterbüsche, die Refugien für allerlei Reptilien und Insekten bilden. Ausserdem sind die Oliven eine willkommene Sekundärkultur zu den Reben – sie werden zu Öl verarbeitet. Bleibt zu hoffen, dass diese ökologische Aufwertung des Weinberges Schule macht.

Auch die Geselligkeit kam am diesjährigen Winzertreffen nicht zu kurz. So konnte auf den 63. Geburtstag von Antonio Alfonso vom Weingut Volvoreta angestossen werden und Winzer Santi Ramírez (Loatum) ging als Sieger aus einem vorösterlichen «Eiertütsch» hervor.

Winzertreffen auf Sizilien

Starke Regenfälle und Überschwemmungen auf Sizilien machten Mitte März nicht nur die Anreise zum diesjährigen Winzertreffen bei MaggioVini in Vittoria ziemlich kompliziert, sie beeinflussten auch das Programm.

Winzer-Treffen Italien 2012 bei Salustri

Winzerberater Rolf Kaufmann (Delinat, 4.v.l.) mit den italienischen Winzern im Weinberg.

Schwerpunkt: Delinat-Richtlinien

Unser Winzerberater Rolf Kaufmann präsentierte die Neuerungen 2012 bei den Delinat-Biorichtlinien. Diese werden aufgrund von neuen Erkenntnissen laufend weiterentwickelt und verbessert. Weiter konnte Rolf über neue Projekte auf verschiedenen italienischen Weingütern und erste Erfahrung mit dem Einsatz von Pflanzenkohle als Bodenverbesserer berichten. Diese weisen darauf hin, dass die Rebe auf einen mit Pflanzenkohle angereicherten Boden mehr Nährstoffe aufnimmt, was sich sehr positiv auf die Gärung auswirken kann.

Praktischer Anschauungsunterricht

Das Weingut von Massimo Maggio ist als italienischer Partner im Forschungsnetzwerk des Delinat-Instituts prädestiniert für praktischen Anschauungsunterricht. Daher wurde viel Zeit in die Betriebsbesichtigung investiert. So konnten die andern Winzer Ideen sammeln, die sie auch auf dem eigenen Weingut umsetzen können. Besonders beeindruckend war für uns alle, wie es Massimo im heissen und trockenen Sizilien immer wieder schafft, mit unterschiedlichen Einsaaten und Begrünungsversuchen die Biodiversität in seinen Weinbergen optimal zu fördern.

Grosses Interesse zeigten die Winzer auch für alternative Spritzmittel gegen den falschen Mehltau, wie sie Winzer Walter Fromm in der Toskana getestet hat. Winzer Claudio Menicocci aus der Region Lazio nördlich von Rom präsentierte seinerseits einen Versuch mit Brutkästen. Mit der Förderung der Biodiversität durch Pflanzen von Bäumen und Büschen und dem Installieren von Brutkästen im Weinberg möchte er herausfinden, ob dadurch der Weinberg als Habitat für Vögel attraktiver wird.

Blick über den eigenen Gartenzaun

Gegenseitiger Erfahrungs- und Gedankenaustausch, die Vermittlung neuer Erkenntnisse, aber auch geselliges Zusammensein stehen im Zentrum der jährlichen Delinat-Winzertreffen. 2011 fand erstmals nicht mehr ein zentrales Treffen auf Château Duvivier statt. Stattdessen trafen sich in den vergangenen Wochen Ökologen, Önologen und Berater von Delinat mit den Biowinzern an dezentralen, länderspezifischen Anlässen in Spanien, Frankreich und Italien.

Winzertreffen Spanien

Der guten Stimmung der Winzer in Spanien konnte selbst der anhaltende Regen nichts anhaben.

Wetterpech in Spanien…

Viele Winzer haben im vergangenen Winter in ihren Weinbergen ökologische Hotspots zur Verbesserung der Biodiversität angepflanzt. So konnten etwa die spanischen Winzer bei ihrem verregneten Treffen auf dem Weingut Quaderna Via in der Navarra einen neu angelegten Hotspot mit Zypresse und Wildkräutern besichtigen. Ziel solcher Hotspots ist die Schaffung neuer Lebensräume und damit eine Verbesserung der Biodiversität innerhalb der Rebberge.

… viel Sonne in Frankreich und Italien

Mehr Wetterglück bei ihren Treffen hatten die französischen Winzer bei einer Genossenschaft von Gilles Louvet in Südfrankreich und die Italiener, die sich in der Toskana auf dem Weingut Salustri trafen. An beiden Treffen waren die Begrünungssysteme ein zentrales Thema. Blühende Teppiche innerhalb der Weinberge sollen einerseits die Reben mit natürlichen Nährstoffen versorgen und andererseits den Wasserhaushalt im Boden regulieren. Viele Winzer sehen die möglichen positiven Auswirkungen solcher Begrünungen, haben aber noch Respekt vor dem Trockenstress der Reben im Sommer, wenn es wochenlang nicht regnet.

Neue Aufschlüsse darüber könnte ein Versuch von Massimo Maggio aus Sizilien liefern. Er präsentierte seine mit dem Delinat-Institut erarbeiteten Begrünungsstrategien. Bereits jetzt zeigt sich, dass selbst im Süden von Sizilien, wo zwischen April und September kein Tropfen Regen fällt, eine Teilbegrünung möglich ist.

Grosses Interesse an Biokohle

Auf grosses Interesse stiess an allen Treffen auch der Einsatz von Biokohle und ihr Einfluss auf die Bodenfruchtbarkeit. Etliche Delinat-Winzer aus ganz Europa haben vor wenigen Wochen die erste Lieferung Biokohle erhalten, die sie jetzt versuchsweise zusammen mit Kompost in die Weinberge ausbringen.

Winzertreffen auf Château Duvivier – Klimafarming und Biokohle

Gestern war der zweite Tag des Winzertreffens auf Château Duvivier – voll mit anspruchsvollem Programm, so dass zum Bloggen keine Zeit blieb…

Biokohle und Klimafarming

Der Vormittag stand wieder ganz im Zeichen der Theorie. Hans-Peter Schmidt vom Delinat-Institut erklärte den Winzern das spannende Thema der Biokohle im Weinbau. Biokohle gehört zu den ältesten Bodenverbesserern in der Geschichte des Landbaus. Die Verwendung von Biokohle entzieht der Atmoshäre zudem Kohlensstoff und wirkt so klima-positiv. Auf dem Instituts-Weingut Mythopia im Wallis wurden umfangreiche Versuche mit Biokohle durchgeführt, von denen die Winzer/innen nun profitieren können. Über den Einsatz von Biokohle werden wir in den nächsten Wochen hier im Blog ausführlich berichten.

„Jeder Winzer ist ein Forscher“

Nach diesem Vortrag waren die Winzer/innen in Aktion:  „Jeder Winzer ist auch ein Forscher“ hiess das Motto dieses Programmpunktes. Alle anwesenden Winzer/innen präsentierten die individuelle Situation auf ihren Weingütern. Besonders interessant waren die unterschiedlichen Probleme – und die Lösungen dazu. Dieser Erfahrungsaustausch war sehr bereichernd. Ein Argument mehr, die im vorigen Beitrag erwähnte Plattform für die Winzer/innen ins Leben zu rufen!

Thomas Achard zum Beispiel erläuterte eine neue Methode, den Kupfereinsatz drastisch zu reduzieren. Er hat erst ein Jahr Erfahrung damit und konnte daher noch keine endgültigen Ergebnisse vorlegen – aber sein Ansatz scheint vielversprechend zu sein.

Nach dem erholsamen Mittagessen (es gab einen guten Salat gefolgt von einer noch besseren Pasta) diskutierten wir über die neuen Kellerrichtlinien. Danach folgte die Kellerbesichtigung auf dem Château.

Biodiversität und Biokohle – die Umsetzung im Weingut

Und dann ging es ans Eingemachte –  die Winzer/innen mussten sich verpflichten, welche der vorgestellten Massnahmen zu Biodiversität oder Klimafarming sie im Weinberg umsetzen wollen. Das Resultat war sehr erfreulich: die Liste der praktischen Umsetzungen bei den Winzer/innen ist um Einiges länger geworden als erwartet! Kilometerweise Büsche, Hecken und Bäume werden im Weinberg gepflanzt werden, auf insgesamt über 20 Hektar Leguminosen eingesät und Biokohle in den Boden eingearbeitet –  nicht zu sprechen von den Anstrengungen, den Kupfer- und Schwefeleinsatz im Rebberg immer weiter zu reduzieren.

Wein-Degustation „Specials“

Nach diesem Erfolg gingen wir gerne zum kulinarischen Teil über. Eine Wein-Degustation durfte nicht fehlen – im Vorwege schon hatten wir unseren Winzer/innen das Thema „Specials“ vorgegeben. Alle hatten entsprechende Weine mitgebracht, die wir vor dem Abendessen gemeinsam verkosteten. Es waren wirklich vorzügliche Weine dabei:  Weine ohne zugesetzten Schwefel, ein Weisswein, der aus einer alten, vergessenen Rebsorte gekeltert wurde, und einen Schaumwein, der aus Trockenbeeren hergestellt wurde. Den Abend liessen wir mit einem guten und ausgiebigen Abendessen ausklingen.

Ich bin überzeugt, dass die Winzer motiviert und begeistert an die Sache heran gehen werden. Und neben dem fachlichen Erfahrungsaustausch ist es immer wieder schön, wenn sich die “Delinat-Familie” trifft.

Winzermeeting auf Château Duvivier: Biodiversität und Richtlinien

Heute war ein abwechslungsreicher, interessanter Tag. Am Morgen waren die Winzer/innen mit einer Theorielektion über die Wechselwirkung der Bodenlebewesen bis hin zu den Bakterien gefordert worden. Ausserdem erklärten  ihnen Hans-Peter Schmidt und Claudio Niggli vom Delinat-Institut die Vorteile und die Bereicherung durch eine hohe Biodiversität im Rebberg.

Eine Herausforderung: die neuen Delinat-Bio-Richtlinien

Am Nachmittag wurden die neuen Delinat-Bio-Richtlinien vorgestellt. Das Echo  der Winzer/innen war positiv, auch wenn es für alle eine grosse Herausforderung bedeutet, diese Richtlinien zu erfüllen. Die meisten Bedenken konnten aber aus dem Weg geräumt werden. Die Winzer/innen sind sehr motiviert, die gesteckten Ziele zu erreichen.

Gemeinsame Plattform für die Winzer

Hier zeigte sich dann der erste praktische positive Effekt des Treffens und der gemeinsamen Arbeit: Die Winzer/innen wollen nun  untereinander Wissens-Plattformen schaffen, auf denen sie ihre Erfahrungen austauschen können. Wir konnten nämlich feststellen, dass auf viele Fragen und Sorgen des einen Winzers  ein Anderer bereits die Antwort  kennt.

Biodiversität in der Praxis

In einer gemeinsamen Aktion haben wir dann auf Château Duvivier so genannte biologische „Hotspots“ angelegt. Im Vorfeld waren einzelne Rebzeilen herausgerissen worden, um Platz zu schaffen. Heute haben wir dann dort Sanddorn, wilde Apfel- und Birnbäume, Felsbirne, Feigenbäume und  Weinbergpfirsiche gepflanzt; diese Bäume werden künftig den Weinberg bereichern und beleben. Bei dieser Arbeit sah man auch, welche Winzer tatsächlich noch Winzer sind und welche schon zu Bürohengsten mutiert sind! Spass beiseite, wir haben natürlich nur waschechte Winzer, die wetteiferten, wer ein tieferes Loch graben kann!

Es wird Frühling!

Bis vor zwei Tagen war auch hier in der Provence noch Winter, aber wenn Delinat grosse Projekte hat und die Winzer mobilisiert, schenkt uns Petrus Sonnenschein und frühlingshafte Temperaturen. Jetzt freuen wir uns alle auf den Aperitif und das wohlverdiente Abendessen. Es wird sicher von anregenden Diskussionen begleitet.

Winzertreffen auf Château Duvivier – Ankunft der Winzer

Gestern vom Nachmittag bis spät in der Nacht sind die Delinat-Partner auf Château Duvivier in der Provence eingetroffen, Winzer von insgesamt 18 Weingütern. So durften wir aus Spanien Josep Albet i Noya aus dem Penedès sowie Daniel und Maria Sanchez vom Weingut Azul y Garanza (Navarra) begrüssen. Aus Italien reisten Michael Schaffer vom Weingut La Luna del Rospo (Piemont), die Gebrüder Fasoli (La Casetta, Venetien) und Massimo Maggio (Maggio Vini,  Sizilien) an, aus Deutschland Timo Dienhart (Römerkelter, Mosel), Walter und Anette Zimmer (Hirschhof, Rheinhessen) und Alexander Pflüger mit seiner Frau Aline (Weingut Pflüger, Pfalz).

Aus Frankreich durften wir Xavier Sabourand von Château Coulon empfangen, der verantwortlich ist für die Rebgärten. Des Weiteren kamen Gilles Louvet von Narbonne und Jean-François und Thomas Achard von dem Städtchen Die, einer kleinen Schaumweinregion im Tal des Drôme.

Aus Österreich sind mit ein wenig Verspätung auch Werner und Annelise Michlits, die Eltern von Werner junior eingetroffen. Die Wegbeschreibung ihres Sohnes scheint nicht in jedem Detail die erforderliche Klarheit enthalten zu haben, um auch des Nachts  in der Wildnis der Provence den richtigen Weg zu finden. So irgendwann gegen 2 Uhr am Morgen soll das Paar eingetroffen sein. – Am Frühstückstisch waren sie zwar sehr glücklich und aufgestellt, aber doch auch ein wenig gezeichnet von der nächtlichen Irrfahrt.

Dank Sylvia und Uwe Fahs von Château Duvivier konnten sich alle Teilnehmer an einem sehr guten Abendessen erlaben. Es war richtiggehend erbauend, vielerlei Gespräche mit den verschiedensten Winzern aus ganz Europa zu führen, die sich zum Teil gegenseitig erst kennenlernten; Erfahrungen auszutauschen, das Essen zu geniessen, guten Wein zu trinken, einen schönen und unterhaltsamen Abend zu haben – ein guter Einstieg für das doch recht volle Programm der nächsten zwei Tage.

Jetzt ist es Mittwochmorgen, und das Winzertreffen wird gleich beginnen. Thema: Biodiversität im Weinberg. Welche praktischen Massnahmen können ergriffen werden, um den Schutz der Biodiversität zu erhöhen und das System Weinberg komplexer und somit resistenter zu machen?

Wir werden berichten – und  wenn Sie es ganz aktuell möchten: Schauen Sie auch auf unsere Facebook-Seite oder folgen Sie uns auf Twitter!

Winzertreffen auf Château Duvivier

Es ist schon eine Tradition: das alljährliche Treffen der wichtigsten Delinat-Winzer/innen auf Château Duvivier in der Provence – Château Duvivier ist das Ferien- und Versuchsweingut der Delinat und ihrer Partner. Wenn etwa 20 engagierte, ökologisch arbeitende Winzer in dieser traumhaften Umgebung zusammen treffen, um theoretisch und praktisch an der Weiterentwicklung des biologischen Weinbaus zu arbeiten, dann ist das schon eine spezielle Situation. Schon manche Pläne wurden hier ausgearbeitet, Diskussionen über neue ökologische Ansätze geführt – und natürlich so manches gute Glas Wein geleert.

Biodiversität im Weinberg – Theorie und Praxis

Das diesjährige Treffen beginnt morgen, Mittwoch und bietet den teilnehmenden Winzer/innen wieder ein volles und hochkarätiges Programm: Der erste Tag steht ganz im Zeichen der Biodiversität. Neben den fachlichen Vorträgen soll eine 5 Hektar grosse Parzelle nach der Charta für Biodiversität umgestaltet werden. Gemeinsam werden Hecken, Büsche und Bäume gepflanzt und drei biologische Hotspots installiert.

Klimafarming und Biokohle

Am zweiten Tag geht es dann u.a. um Klimafarming: Neue Erkenntnisse aus der Biokohle- und Humusforschung werden vorgestellt. Ziel ist nicht nur die Verbesserung der Weinqualität, sondern auch die klimaneutrale Produktion von Wein! Zusätzlich werden alle Delinat-Winzer/innen jeweils eigene besondere ökologische Massnahmen und Ideen präsentieren.

Neue Delinat-Richtlinien

Eigentlicher Höhepunkt des Treffens aber wird die feierliche Verabschiedung der neuen Delinat-Richtlinien sein: Zwar waren die Delinat-Richtlinien schon immer etwas strenger als die anderen. Die neuen Delinat-Richtlinien aber sind unserer Meinung nach ein Meilenstein nicht nur für die Delinat-Winzer/innen, sondern für die gesamte Bio-Weinbau-Bewegung. Diese Richtlinien wollen wir in den nächsten Wochen Stück für Stück hier auf dem Delinat-Blog mit Ihnen diskutieren.

Aber zurück zum Winzertreffen: in den nächsten Tagen werden wir Ihnen in Wort und Bild davon berichten – auch von den kulinarischen und vinophilen Höhepunkten, die nicht ausbleiben, wenn sich so viele Genuss-Menschen für ein paar  Tage versammeln…