Frostschäden bei deutschen Winzern

Ein Winzer, zumal ein Biowinzer, lebt mit der Natur und von der Natur. In der Regel kommen beide miteinander gut zurecht; der Biowinzer versucht, die Natur zu verstehen und sein Verhalten nach ihr auszurichten. Manchmal fällt das Verständnis aber schwer – Alexander Pflüger vom Weingut Pflüger in der Pfalz schrieb:

«Doch die Natur kann auch für uns unbegreiflich sein. In der Nacht vom 3. Mai auf den 4. Mai erfroren mehr als 5 Hektar unserer Weinbergsfläche durch „die Hand der kalten Sophie.“ Ein wahrhaft trauriger Anblick, der sich uns in den frühen Morgenstunden des 4. Mai offenbarte. Weinberge, am Tag zuvor in forschem Grün, aufstrebend zum Leben bereit, waren nun schwarz und eingedörrt.»

Frostschäden im Weinberg

Welch ein Unterschied: links gesunder Riesling, rechts die vom Frost geschädigten Reben (beides auf dem Hirschhof).

Die deutschen Weinregionen, vor allem die Südpfalz und Franken, wurden in dieser Nacht von kalten Luftmassen regelrecht heimgesucht. Diese zogen an flachen Lagen langsam vorbei oder setzten sich in Niederungen als Kaltluftseen fest – und verursachten dort an den Reben verheerende Schäden. «Die Reben lassen förmlich die Köpfe hängen» schrieb mir Tobias Zimmer vom Weingut Hirschhof in Rheinhessen. Dort hatten sich noch vor kurzem Delinat-Kundinnen und Kunden in einem Weinseminar vom vitalen Zustand der Reben überzeugen können. Jetzt aber sind etwa 10% der Reben am Hirschhof vom Frost geschädigt und werden zunehmend braun. Tobias hofft, dass die geschädigten Reben noch Seiten- oder Geiztriebe bilden, so dass sie nicht vollständig absterben.

Ähnlich ist die Situation beim Weingut Pflüger in der Pfalz. Dabei haben beide Winzer noch Glück im Unglück: In flachen Lagen sind bis zu 80% der Weinberge betroffen. Aber – da sind sich beide einig – ein Biowinzer wird auch weiterhin mit der Natur leben. Alexander Pflüger schreibt:

«Es ist wiederum an uns, einen naturgegebenen Prozess zu fördern: Das Leben. Schon bald wird sich neues Grün zeigen. Und es ist unsere Aufgabe, die Pflanze in ihrem neuen Werden zu unterstützen.»