Die Zigarrenfabrik im Weinberg

Direkt aus Spanien berichtet Delinat-Redaktor Hans Wüst. Mit Spanien-Einkäufer David Rodriguez ist er in Katalonien unterwegs, zu Gast bei Bio-Pionier Albet i Noya. Gestern besichtigten sie eine Zigarrenfabrik im Weinberg.

Was tut Winzer Albet i Noya gegen die Monokultur im Weinberg? «Wir lassen Zigarren herstellen», lacht er und zeigt uns braune, eingerollte Weinblätter, die da und dort zwischen dem üppigen Grün seiner Rebstöcke hängen.

"Zigarren" von Albet

Immer zu einem Scherz aufgelegt: Albet i Noya (links) und David Rodriguez bei der aktiven «Schädlingsbekämpfung» im Rebberg: Sie «rauchen» die von einem Käfer befallenen und zu einer Zigarre gerollten Weinblätter.

Dann pflückt er zwei dieser «Zigarren», reicht eine davon David Rodriguez und steckt die andere selber in den Mund: «Schmeckt ausgezeichnet», macht der Biowinzer gute Miene zum bösen Spiel. Denn was er da scherzhaft als Sekundärkultur bezeichnet, ist in Tat und Wahrheit das Werk eines kleinen Schädlings. Ein Käfer verletzt den Stiel des Weinblattes und schneidet ihm so die Saftzufuhr ab. So wird das Blatt rasch schlapp und lässt sich leicht rollen und bekommt nach einigen Tagen das Aussehen einer braunen Zigarre. Dem Käfer dient es als wohliges Zuhause für die Ablage seiner Eier.

Der Cigarrenfabrikant im Weinberg

Albet entrollt eine der «Zigarren», worauf prompt der krabbelnde Bewohner zum Vorschein kommt.

Albet lässt seine «Zigarrenfabrikanten» machen: «Weil der Käfer sich nicht im grossen Stil ausbreitet, bekämpfen wir ihn nicht», erklärt er.

Der Weinberg als Gemüsegarten?

Natürlich hat der Bio-Pionier auch noch ein paar echte Sekundärkulturen in seinen Reben. Abgesehen von zahlreichen Fruchtbäumen sorgen Tomaten, Artischocken und Bohnen für Abwechslung, allerdings nicht im grossen Stil und vorerst bloss für den Eigengebrauch. Er plant aber eine Ausdehnung und eine Belieferung des lokalen Marktes mit Biogemüse.

Artischocken als Sekundärkultur im Weinberg

Artischocken am Rande der Reben: Eine kleiner Weinberg ist zur Zeit gleichzeitig Gemüsegarten.

Falls er damit Erfolg hat, soll es Jahr für Jahr ein bisschen mehr werden. «Im Moment sind die fehlende Rentabilität und die damit verbundenen Einschränkungen bei der Bewirtschaftung der Weinberge noch das Hauptproblem», sagt er.

Alle Artikel der Spanien-Reise:
Tag 1: Böse Überraschung im Weinberg
Tag 2: Die Zigarrenfabrik im Weinberg
Tag 3: Kulinarische Nagelprobe für Albet-Weine
Tag 4: Vinya Laia erobert die Rambla

Hans Wüst

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