Die Wissenschaft des Terroirs

Terroir – ein Begriff, der immer öfters durch die Weinwelt geistert, dabei aber für viele unfassbar bleibt. Dies gründet vor allem in der Komplexität der Materie: das Zusammenspiel von Klima, Boden, Biodiversität, Winzer und Weinrebe ist kaum überschaubar. Und doch ist es erfahrbar: in Form eines Glas Weins, dieser unglaublichen Symphonie hunderter Einzelstoffen.

Wein Terroir

Biokohle verbessert nicht nur den Boden, sondern auch die Traubenqualität.

Eine einzelne Weinprobe in ihrer Gesamtheit wissenschaftlich zu beschreiben, ist extrem herausfordernd und sehr teuer. Es macht nur begrenzt Sinn, denn man wird der individuellen Sensorik und der Magie des Genusses nie gerecht. Will man das Phänomen Terroir trotzdem etwas genauer unter die Lupe nehmen, muss der Forscher sich auf einige wenige Aspekte beschränken.

Dauerhafte Begrünung verbessert die Traubenqualität

Ein Beispiel ist der Zusammenhang zwischen Begrünung und Traubenqualität. Aufgrund von Traubenanalysen konnte am Delinat-Institut beispielsweise beobachtet werden, dass sich im ersten Jahr der Stress der Umstellung vom konventionellem Anbau mit nackten Böden auf ein System mit Dauerbegrünung Auswirkungen auf die Traubenqualität ergeben können. Im Vergleich zu Parzellen, die schon seit 4-5 Jahren biologisch bewirtschaftet werden, war der Gehalt an Farb- und Gerbstoffen sowie Stickstoff in den Beeren niedriger. Gleichzeitig wurden erhöhte Säurewerte der Umstellungsparzelle gemessen. Auch die Anfälligkeit der Trauben auf Echten Mehltau war sehr hoch. Diese Unterschiede in den Traubeninhaltsstoffen und des Krankheitsbefalls machen sich zwangsläufig im Wein bemerkbar. Beide Parzellen liegen in unmittelbarer Nachbarschaft, die Reben wachsen also auf dem gleichen Bodentyp, doch das Terroir ist verschieden.

Biokohle und Terroir

Auch Biokohle übt im Boden offenbar einen Einfluss auf die Traubenqualität aus. Beerenanalysen aus einer drei Jahre alten Versuchsparzelle im letzten Herbst zeigten bei Biokohle-Traubengut auffällig niedrige Gesamtsäurewerte im untersten Normalbereich, aber einen deutlich höheren Anteil an Zucker, Aminosäuren und mehr Kalium. Dass diese Konzentrationen erhöht waren, erstaunt, denn gleichzeitig war die auch die Erntemenge deutlich erhöht.

Biokohle wird oft im Zusammenhang mit Ertragssteigerung und Klimaschutz diskutiert, ihr Einfluss auf das Terroir ist aber gerade bei Dauerkulturen wie Wein ebenso interessant. Gross angelegte Experimente mit getrennter Vinifikation werden hier weitere Ergebnisse bringen.

Einen ausführlichen Artikel zum Thema Terroir finden Sie im Ithaka-Journal.

Matthias Metze
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