Der Rebberg als vielfältige Mischkultur

Es gibt Weingüter, deren Rebberge in eine wilde, nahezu unberührte Natur eingebettet sind und so quasi mit einer gottgegebenen Biodiversität auftrumpfen können. Bei Massimo Maggio im Süden von Sizilien war dies nicht der Fall. Als er Anfang der Neunzigerjahre die Weinkellerei seines Vaters am Stadtrand von Vittoria übernahm, traf er eine komplett strukturierte Kulturlandschaft an, in welcher Vielfalt und Elemente der freien Natur weitgehend fehlten. Von Anfang an auf Qualitätsproduktion bedacht, war für ihn sofort klar, dass das traditionelle Schema des gemischten Anbaus zu einem Eckpfeiler seines biologischen Wirtschaftens werden müsse.

Massimo Maggio bei der Olivenernte
Massimo Maggio bei der Olivenernte

Angespornt von den Delinat-Richtlinien, die auf eine grosse Artenvielfalt abzielen, hat Massimo Maggio in den vergangenen 20 Jahren nicht nur alle seine Kulturen in die biologische Wirtschaftsweise überführt, sondern auch die Biodiversität vorbildlich gefördert. «Der erste Schritt war, bestehende Kulturen wie Agrumen und Olivenbäume am Rande unserer Rebberge zu erhalten und zu kultivieren. Dann haben wir angefangen, andere Bäume und Büsche zu pflanzen. Unser Ziel war es, so nahe wie möglich an die höchste Stufe der anspruchsvollen Delinat-Richtlinien heranzukommen», erklärt der naturverbundene Winzer.

Vielfalt im Weinberg

Das ist ihm hervorragend gelungen. Im grossen Stil wechseln in seinen Weingärten, die sich zum Teil über Dutzende von Hektaren in der Ebene ausdehnen, Reben ab mit Fruchtbaumreihen, Olivenhainen und Zitrusbäumen. Pinien, Nussbäume, Akazien, vereinzelt auch Zypressen setzen mit ihren hohen Kronen Akzente. Ökologische Hotspots mit aromatischen Wild- und Kulturkräutern, Bienenkästen, Steinhaufen, alles ist vorhanden. Zwischen den Rebzeilen fördert Massimo Maggio die Biodiversität mit der Einsaat von zahlreichen Leguminose-Arten. Er respektiert den Blühzyklus der verschiedenen Pflanzenarten und erhöht so ständig die Zahl der pflanzlichen Spezies in den Gassen. Verschiedene Parzellen werden nicht mehr gepflügt, um auch den Bodenmikroorganismen die Möglichkeit zur Vermehrung zu geben. Zusätzlich verbessert wird die mikrobiologische Bodenflora mit dem Einsatz von Pflanzenkohle. Diese wird auf dem eigenen Betrieb aus Schnittholzabfällen von Bäumen hergestellt und als gereifter Kohlekompost an in den Weinberg ausgebracht.

Landschaft und Wein profitieren

Schon heute erfüllt der Weinbau von Massimo Maggio das höchste Niveau der Delinat-Anforderungen. Für den Patron keine Grund, die Hände in den Schoss zu legen. «Wir werden weiterhin neue Bäume in den Rebbergen pflanzen und Ökoinseln anlegen“, sagt er. Auch ist der Winzer auf der Suche nach alten lokalen Fruchtsorten. „Wir wollen einen Bauerngarten anlegen mit Früchten und Gemüse, die eine schöne alte Tradition haben, aber leider fast gänzlich von den Tischen der Konsumenten verschwunden sind.»

Mit seinen intensiven Massnahmen zur Aufwertung der Biodiversität hat Massimo Maggio nicht nur das Landschaftsbild seiner Region optisch aufgewertet. Für ihn ist klar, dass auch die Weine davon profitieren: «Wir sind überzeugt, dass der biologische Anbau und die Biodiversität die Qualität unserer Weine verbessert. Wenn die Reben im Wettbewerb stehen zu anderen Arten und diversen Mikroorganismen, werden sie gestärkt. So sind sie in der Lage, ohne grosse Eingriffe durch Menschenhand gesunde, aromatische Trauben zu produzieren, die vielschichtige, authentische Weine hervorbringen.»

Ökologie funktioniert auch bei «Grossen»

Das Weingut Maggio ist der Beweis dafür, dass selbst ein Grossbetrieb mit über 100 Hektar auf höchstes ökologisches Niveau gebracht und wirtschaftlich erfolgreich geführt werden kann. Massimo Maggio hat das Delinat-Ideal der Biodiversität und Mischkulturen zu einem umfassenden Konzept entwickelt. Alle Bäume, Büsche, Kräuter und sogar Begrünungsmischungen wurden mit der Hintergrundplanung einer wirtschaftlichen Nutzung angelegt. So kann das Weingut heute neben feinen Weinen viele andere biologische Produkte anbieten. Aus eigenem Getreide entstehen feine Pasta, die Oliven werde zu einem Premium-Öl extra vergine verarbeitet, aus Orangen entsteht leckere Konfitüre nach einem alten Rezept der Grossmutter und die Kräuter aus den Ökoinseln in den Weinbergen werden zusammen mit Meersalz aus den Salinen der Gegend zu würzigen Kräutersalzen verarbeitet. Aus dem noch um einiges breiteren Produktesortiment von Massimo Maggio hat Delinat ein attraktives Biodiversitätspaket geschnürt, das ab sofort bestellt werden kann.

Rolf Kaufmann
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2 comments

  1. „Ökologie funktioniert auch bei «Grossen»“

    Das ist richtig deswegen kommt auch der Ökowein aus Argentinien für 2,99 in den Handel und natürlich mit Plastikverschluss. Da passt alles. Groß ist nie gut, ich würde einmal schauen was dort abgeht. Große haben Weinprämierungen u.a. ohne Ende. Warum ? Weil sie sich das aus finaziellen Gründen leisten können. Kleine Winzer machen das nicht weil sie die Kosten nicht schultern können sondern sorgen für eine bessere Qualität. Protzige Etiketten täuschen über die Wirklichkeit. Man muss nur mal eine Weinprobe machen und den Keller besuchen.
    Mich würde auch bei Euren Besichtigungen interessieren wie das Umfeld aussieht ! Denn als Reisender sehe ich viel was man nicht verschleiern kann nämlich Umweltfrevel ohne Ende. Das trifft genau auf die Länder zu wie Portugal, Spanien, Italien, Griechenland usw. usw.

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